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Titel: Insel Austria · von Werner Fenz · S. 156 - 156
Titel: Insel Austria , 1987

Stefan Nessmann

geb. 1959 in Klagenfurt/Kärnten, lebt in Graz

(…) was heißt denn, auch abstrakt? Nur weil der »Fröbe« kein wirkliches Gesicht hat und sozusagen von einem Riesenohr zum ändern vermessen wird? Aber da tropft doch Blut heraus? Wenn das Blut ist, dann sind allerdings die Augen auch aus Blut, denn die sind auch rot gemalt. Ist das nicht eher absurd? Es liegt doch auf derselben inhaltlichen und formalen Ebene wie der »Quadratl«-Fußball auf dem violetten Rasen. Dann noch die Weltkugel als Kubatur oder die Endlosschleife, die aus einem Auge herauskommt und in das zweite mündet. Also plakativ verzerrt und grotesk. (…)

Es ist, bei genauerem Hinschauen, aber auch nicht immer die Attitüde des Wortwitzes allein. Dazu ist die stoffliche Qualität des Gegenständlichen zu dominant, zu greifbar, zu sinnlich. Die postmodernen Mythen fehlen ebenso wie das saftige Von-der-Seele-Malen. Und das, obwohl Nessmann wie ein Besessener Leinwände und Farben verbraucht. Da wird nicht ganz einfach etwas an die Oberfläche gestülpt, denke ich. Im Gegenteil: da wird täglich etwas erfunden, was mit der Wahrnehmung und Erfahrung von Gegenständen, von Menschen und Bildern zu tun hat. Was der Witz zu Tage fördert, der wache Witz, der auch die Absurdität und die Tragikomik umschließt und der als Instrumentarium eingesetzt wird, ist, ein Stück Wahrheitsgehalt unserer Zeit zu begreifen. Mit optischen und inhaltlichen Wechselbädern, mit der Absicht, die Trivialität mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.
Werner Fenz, 1986

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