HANS-JÜRGEN HAFNER
One Planet under a Groove
“HipHop und Zeitgenössische Kunst”
Museum Villa Stuck, München, 18.10.2003 – 11.1.2004
Ausstellungen zu populär-kulturellen Themen aus der ‘Kunst-Perspektive’ geben äußerst selten ein befriedigendes Bild jenseits zur Schau gestellter Fleißarbeit ab. Solche Konzepte pendeln sich gerne zwischen Dokumentation und folkloristischer Spurensuche ein, installieren sich als Kuriositätenkabinette und vereinen darin so wohlmeinend wie verständnislos nur zu oft nostalgisch getönte Zeitzeugnisse bzw. exotische Szene-Erzeugnisse als obskure Fetische eines mehr oder weniger fernen Anderswo… Das Münchener Museum Villa Stuck will – von sicherer Seite her – “den Einfluss der Hip-Hop-Kultur auf die zeitgenössische Kunst untersuchen” (Pressetext). Der Blickwinkel steht somit fest, die Künstlerliste mit Basquiat und Haring bis in die jüngste Generation nimmt sich souverän bestückt, auch historisch fundiert aus.
Zur Sache: da stürmt ein junger Mann (Stoppel-Haarschnitt, Tattoos, Slacker-Outfit) das Parkett. Schon legt er los: Mit schnellen, akrobatischen Moves zieht er auf dem kleinen Tanzflächenquadrat eine flotte Breakdance-Show ab. Nur, Juan Capistrans “Breaks”-Auftritt findet nicht á la “Wildstyle” provisorisch auf Pappdeckel oder gleich auf der Straße bzw. einem Club-Tanzboden statt. Der mexikanische Künstler platziert seine Performance so prominent wie ikonoklastisch: nutzt im Los Angeles County Museum of Art die Metallplatten einer Bodenarbeit von Carl Andre für seine kunstvoll-despektierliche Geste.
Aber nur den wenigsten Arbeiten in “One Planet under a Groove” gelingt eine derart präzise Engführung von Jugendkultur-Rotzigkeit und Hochkunst-Sphäre wie mit der cool-lapidaren Performance-Dokumentation Capistrans. Kokett präsentiert z. B. der New Yorker Künstler und Kurator David Hammons kleine Kunstkommentare, etwa ein Buch über den Verpackungskünstler Christo, dem er Foto-Inserts von,…