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Titel: Kunst und Geld · von Jürgen Raap · S. 175 - 177
Titel: Kunst und Geld , 2000

Projekt Herzgehirn:
Hefe und Knete

Sol Lyfond und Karin Schlechter firmieren in Köln unter dem Label “Projekt Herzgehirn”. Seit 1994 führten sie dort mehrere geldkritische Aktionen unter dem Obertitel “Hefe und Knete” durch. Ähnlich wie die Berliner Knochengeld-Initiatoren, so luden auch sie Ende 1995 rund 20 Künstler ein, eigenes Geld (“Blüten”) zu gestalten. Zwei Monate lang konnte man das Blütengeld innerhalb von Theatern, Kneipen und Szene-Läden in Umlauf bringen. Die zirkulierende Geldmenge war limitiert: “Jede Blüte ist Teil einer Original-Edition mit einer Auflage von 80 Exemplaren”, hieß es in der Anleitung. Wie bei den Berlinern, so verlor auch in Köln das Geld ganz gewollt an Wert, und zwar pro Woche um eine Blüte, weshalb die Aktion “Welkende Blüten” hieß: wer den Wert bzw. die Blüten erhalten wollte, musste sich an einer der fünf Ausgabestellen (“Blütenbanken”) gegen Aufpreis einen Stempelaufdruck mit dem Wort “Wasser” abholen.

Die Bezeichnung “Blüten” ist umgangssprachlich normalerweise für gefälschtes Geld geläufig, das als “echtes” ausgegeben wird. Es handelt sich kriminalistisch gesehen also um ein Delikt der Täuschung. Dieser Aspekt wurde in der Aktion ironisch umgedreht: Die Kunst-“Blüten” sind nicht falsches, sondern eigenes Geld, und sie sind vom Bundesbank-Geld auch sofort zu unterscheiden. Mit Falschgeld kann man nur so lange einkaufen, bis es als solches entlarvt und dann ersatzlos eingezogen wird – es wird akzeptiert, solange es für “echt” gehalten wird.

Während die Zeitschrift “raum und zeit” in einem Trailer, der einer Selbstdarstellung der Künstler vorangestellt wurde, mit blumigen Worten zu dem Urteil kam, dass “von dem Projekt Herzgehirn jetzt schon…

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