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Biennalen: Graz · von Michael Hauffen · S. 405 - 407
Biennalen: Graz , 2000

Michael Hauffen
»Publi©Domain«

Österreichische Fototriennale 99
Eisernes Haus, Graz, und weitere Orte, 21.11.1999 – 2.1.2000

Was wir inmitten beschleunigter und globaler Bilderströme heute zu sehen bekommen, ist nichts anderes als immer mehr Ausschnitte aus einer immer komplexeren Realität, die sich nicht überblicken lässt. Die Frage nach deren Einheit ist kein Problem der Quantität, so als ob etwa noch größere Rechenleistungen oder noch weniger Schlaf uns in die Lage versetzen könnten, doch noch zu denjenigen Fakten und Zusammenhängen vorzudringen, die uns bisher verborgen bleiben mussten, sondern es handelt sich um ein Problem der Form der Wahrnehmung selbst, die in die Tiefe von Strukturen nur um den Preis einer Fokalisierung eindringen kann, mit der eine gleichzeitige Ausblendung verbunden ist.

In der modernen Gesellschaft spielt angesichts der damit verbundenen Unsicherheit die Formation der Normalität und des Mittelmaßes eine zentrale Rolle, wobei die aktuelle Entwicklung vom klassischen Muster stabiler Richtlinien zum dynamischen Normalismus der Anpassung und Beschleunigung nicht übersehen werden darf.

In der Sphäre der öffentlichen Beobachtung gesellschaftlicher Zustände erfüllt Normalität eine Orientierungsfunktion, die auf die wachsende Angst vor möglichen Katastrophen reagiert. In die Produktion und Reproduktion des Normalitätsfeldes sind die verschiedensten gesellschaftlichen Instanzen verflochten. Diese diskursübergreifende Dominanz – der Ausdruck “Public Domain” spielt auch darauf an – fordert eine eigenständige Sondierung der Logik und der konkreten Struktur dieses Dispositivs heraus, die durch Konzepte wie dem der kapitalistisch gesteuerten Kulturindustrie nicht abgedeckt werden.

Das Konzept der Österreichischen Fototriennale 99 reagiert auf diesen Hintergrund der Frage nach Funktion und Potential des sogenannten öffentlichen Raums, und auf die Ungereimtheiten, die sich…



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