Reiserouten als Spuren des Kolonialismus
Ein Gespräch mit Gabi Ngcobo, Nomaduma Rosa Masilela und Thiago de Paula Souza
von Heinz-Norbert Jocks
Die Berlin Biennale brachte 1989, als sie zum ersten Male ihre Tore öffnete, Scharen von Künstlern und Kuratoren in die damals noch verfallenen Fabriken und Lagerhäuser der Stadt. Heute ist Berlin weiß Gott nicht mehr das, was es einst war, und die zeitgenössische Kunst längst zu einem der wichtigsten Marketingtools verkommen. Die 10. Berlin Biennale, betitelt mit „We don’t need another hero“, einem Song von Tina Turner entlehnt, hat von der südafrikanischen Kuratorin Gabi Ngcobo und ihrem Team Thiago de Paula Souza, Gabi Ngcobo, Nomaduma Rosa Masilela, Yvette Mutumba, Moses Serubiri ein völlig neues Gesicht verpasst bekommen. Mit nur 46 Künstlern und Gruppen ist sie zwar überschaubar klein, aber tiefernst, nicht für Insider gemacht und vielleicht sogar die radikalste Biennale, die es je gab. Ngcobo war 2007 Kuratorin der ersten Großausstellung zeitgenössischer Kunst in Kapstadt. Drei Jahre später gründete sie mit anderen zusammen das „Center for Historical Reenactments“ in Johannesburg, das dem nachspürte, wie historische Vermächtnisse in der zeitgenössischen Kunst verarbeitet werden. 2015 nahm sie an einer Schau mit alter und neuer afrikanischer Kunst im Frankfurter Weltkulturen Museum teil. Sie ist Mitbegründerin der Plattform NGO (Nothing Gets Organised) und Dozentin an der Wits School of Arts in Johannesburg. Ein Großteil der von ihr und ihrem Team eingeladenen Künstler, ob in Berlin, New York oder São Paulo ansässig, hat afrikanische Wurzeln und wird von Künstlern aus Ägypten,…