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Pizzo Sella
An der Nordküste Siziliens, eine halbe Stunde entfernt von Palermos Altstadt, liegt auf dem Rücken des Monte Gallo das Naturschutzgebiet Capo Gallo. Der höchste Punkt des Monte Gallo wird PIZZO SELLA genannt, der „Hügel der Schande“. 1978 hatte eine Firma im Besitz der Gardini-Ferruzzi-Mafia illegal auf 100 Hektar Land 170 Villen gebaut. 59 wurden bewohnt, die übrigen nie fertiggestellt. 1999 wurde das gesamte Gelände beschlagnahmt, 14 Häuser wurden zerstört, dann stoppte das Abbruchprojekt. 2010 und dann noch einmal 2012 hatten Gerichte den legalen Eigentümern Recht zugesprochen und die Konfiszierung aufgehoben. 2013 gründete das Künstlerkollektiv Fare Ala das „Pizzo Sella Art Village“ und begann illegal, die Außen- und Innenwände der Hausruinen zu bemalen. Bis heute ist das Gebiet ein Symbol für Geldwäsche, Korruption und Immobilien-Spekulationen, beschlagnahmt, verwaist, ein „Friedhof von Hausskeletten“, wie es einmal in den Medien genannt wurde. Hier siedelt das belgische Architekturbüro Rotor ihren Manifesta-Beitrag an. Die ausgebildeten Architekten nehmen immer wieder an Biennalen teil, zurzeit etwa an der 2. Brügge Biennale in Belgien, wo sie Informationen über eine invasive Krabbenart präsentieren, die sich von China kommend mittlerweile in ganz Europa ausbreitet und heimische Arten verdrängt. Für die Manifesta hat Rotor ein Haus auf dem Monte Gallo fertig gebaut, Wände herausgebrochen, neue Fenster eingezogen, um den großartigen Blick auf die gewaltige Landschaft einzurahmen. Als erstes allerdings mussten sie die Wege zu dem Haus freilegen und zusammen mit ihren Freunden die Materialien hochtransportieren, denn das gesamte Gelände ist völlig überwuchert. Für die Dauer…