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Essay · von Jochen Becker · S. 321 - 327
Essay , 1992

Jochen Becker
Ressortaufgaben der Kunst

Über die gesellschaftliche Einbindung von Künstlern am Beispiel der Wettbewerbe »Zeit-Rausch« zur Magnetschwebebahn und »Ars Viva 91/92 – Gestaltete Räume« im Ruhrgebiet

Zwar qualifiziert ein Kunststudium in der allgemeinen Auffassung einen Menschen, den Beruf des Künstlers auszuüben, jedoch wies die Gesellschaft Pitz keine konkrete Rolle zu; die Entwicklung seiner Kunst im Raum und auch die veröffentlichten Projekte um das ‘Büro Berlin’ waren eher marginal und ohne Bedeutung für die allgemeine Kunstrezeption”, beschreibt Hermann Pitz anläßlich seiner retrospektiven Ausstellungen Ende letzten Jahres das Dilemma der “freien” Kunst. Entlassen aus dem Dienst der Kirche oder weltlicher Regentschaft, besinnt sich die Kunst der Moderne auf sich selbst und entfernt sich somit zunehmend von der sie umgebenden Welt. Die Aufgabe von Avantgarde-Bewegungen war es, dieses Ghetto des Selbstbezuges zu durchbrechen.

In den auslaufenden achtziger Jahren und mit dem Scheitern des Avantgarde-Gedankens sucht die zeitgenössische Kunst andere Wege des Anschlusses an ihre Umwelt: So definiert sie sich durch ihren Marktwert, wobei der Preis für eine Arbeit als Barometer für den Bedarf von Kunst in der Gesellschaft angesehen wird. Oder der Künstler nimmt die vormals abgestreifte, dem Auftraggeber dienende Funktion wieder an: Für die A

usgestaltung der Düsseldorfer Hypo-Bank fanden sich unter Anleitung eines Kunstberaters Architekt und Künstler zusammen, um eine “Gesamtkunstwerkbank” – so Noemi Smolik in KUNSTFORUM, Bd. 115, S. 407 – einzurichten.

“Die plötzlich repräsentative Inanspruchnahme seiner Kunst erlebt Pitz um so schroffer, als sie auch bedeutete, da inhaltliche Elemente seiner Arbeit hinter dem Protokoll zurückstehen sollten, daß Finessen des Ateliers scheinbar nicht vermittelbar…


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