Robert Lebeck
1968
Kunstmuseum Wolfsburg 04.03. – 22.07.2018
von Ronald Berg
Das Jahr 1968 liegt inzwischen ein halbes Jahrhundert zurück. Das Datum ist Chiffre für Revolte und Umbruch geworden. Doch was war wirklich los in diesem mythischen Jahr? Das Kunstmuseum Wolfsburg widmet sich dieser Frage ausgerechnet mittels eines Zeugen, der von sich selbst behauptete: „Das Jahr der Studentenunruhen fand ohne mich statt.“
Robert Lebeck (1929 – 2014), von dem die Aussage stammt, arbeitete seinerzeit als Fotoreporter für den Stern. Im Jahr 1968 schoss er 24 Reportagen. Die meisten davon wurden gar nicht gedruckt. „Als in Paris die Barrikaden brannten“, so Lebeck, „arbeitete ich in Florida an einer Serie über zwei ermordete Studentinnen; während Studenten vor dem Springer-Hochhaus demonstrierten, fotografierte ich die Taufe von Hildegard Knefs Kind; und als die Russen in Prag einmarschierten, begleitete ich gerade den Papst nach Bogotá.“
Das Museum in Wolfsburg hat nun acht Fotoserien Lebecks mit zusammen 110 Fotos aus dem Jahr 1968 ausgesucht und behauptet damit so etwas wie die sonst „nicht immer wahrnehmbaren roten Fäden des Jahres“ sichtbar zu machen. Robert Lebeck hat zwar großartige Aufnahmen gemacht. Aber Geschichte lässt sich auch mit seinen Fotos bestenfalls illustrieren. Sicher, man sieht Joseph Beuys auf der documenta 4 in Anzug und Hut und Rudi Dutschke im Strickpullover im Philosophie-Seminar der Prager Uni. Nur, verrät das etwas über persönliche Vorlieben in Kleidungsfragen oder offenbart sich im Dress-Code der beiden Geschichtsprotagonisten etwas vom Wesen der historischen Stunde?
Falls das denn überhaupt mit solchen Bildern intendiert gewesen wäre. So…
