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Ausstellungen: Reykjavik · von Michael Hübl · S. 399 - 400
Ausstellungen: Reykjavik , 2004

MICHAEL HÜBL
Roni Horn.

“Hún, hún, hún og hún. Her, Her, her and Her.”
Kjarvalsstadir, Reykjavik. 20.5. – 22.8.2004

Die Piazza der Isländer heißt “sundlaug”, deutsch: Schwimmbad. Es ist der Ort der informellen öffentlichen Begegnung und der ungesteuerten, freien Kommunikation. Sicher: Warme Tage nutzt man, um draußen zu sitzen, womöglich in einer Art Straßencafé, doch das sind sporadische Aktivitäten, die sich ohnehin vorwiegend in der für Touristenbedürfnisse präparierten Hauptstadt abspielen. Der eigentliche Ort nicht-zielgerichteten, ergebnisoffenen sozialen Austauschs ist das Schwimmbad, und dort wiederum sind es die Heißen Töpfe (heitir pottar), welche in etwa die Funktion italienischer Plätze oder der finnischer Saunen übernehmen. Hier treffen beliebige Bekannte, Fremde, Freunde oder feste Gruppen zusammen, die sich durch Nachbarschaft, Alterszugehörigkeit, gemeinsame Interessen definieren. Hier kann man plaudern oder unter Menschen und doch für sich sein. Da im Schwimmbad die Möglichkeiten zur Demonstration von Statussymbolen weitgehend auf die Badekleidung beschränkt bleibt, werden die heißen Töpfe zu temporären Institutionen einer egalitären und demokratischen Utopie, die in Island umso größere Bedeutung hat, als sie sich unmittelbar mit der Natur und mit der Geschichte des Landes verbinden lässt. Die “heitir pottar” resultieren nicht, wie etwa die römischen Thermen, aus den zivilisatorischen Leistungen antiker Ingenieure und Baumeister – sie waren schon bei der Landnahme im Frühmittelalter einfach da. Noch heute gibt es genügend Stellen, an denen sich in der Nähe einer heißen Quelle natürliche Wannen gebildet haben und wo Leute zusammenkommen, um sich der Un-Tätigkeit des Entspannens hinzugeben; Landmannalaugar ist die bekannteste unter ihnen. Roni Horn hat sie besucht, hat,…



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