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Ausstellungen: Berlin · von Thomas W. Kuhn · S. 253 - 254
Ausstellungen: Berlin , 2014

Thomas W. Kuhn
Sascha Schneider

»Ich gehe meine eigenen Wege…«
Kunst und Homoerotik um 1900

Schwules Museum*, Berlin, 28.3. – 30.6.2014

In wie weit die sexuelle Disposition eines Kunstschaffenden im biologischen, psychologischen und gesellschaftlichen Sinne Form und Inhalt eines Kunstwerks bestimmt, ist jenseits einer explizit erotischen Motivwahl nicht leicht zu bestimmen. Das gilt auch für die zahlreichen künstlerischen Darstellungen von Männern im Werk Sascha Schneiders, der sich im Privaten offen zu seiner Homosexualität bekannte. Jenseits seiner noch nicht ausreichend gewürdigten Relevanz für die Kunst des Symbolismus ist die Ausstellung an sich Teil eines kulturellen Emanzipationsprozesses einer lange Zeit diffamierten und teils kriminalisierten Gruppe der Gesellschaft.

Der Ankauf von Werken durch öffentliche Kunstsammlungen sowie Schneiders Bildaufträge für Kirchen, Universitäten, Sportvereine – bis hin zur geplanten Olympiade von Berlin 1916 – verweisen auf ein Männerbild im Werk des Künstlers, das auch in der Gesellschaft des spätwilhelminischen Kaiserreichs Anklang fand. Erst nach dem Aufkommen von Gerüchten über die Homosexualität Schneiders in den Ankaufskommissionen wurden als gesichert geltende Akquisitionen von Skulpturen für Dresden und Leipzig 1912 in Frage gestellt, nachdem die Bildwerke nachträglich homoerotisch ausgedeutet wurden.

Die Wiederentdeckung Schneiders ermöglicht aber auch die Begegnung mit originellen symbolistischen Bildideen und Näheres über seinen spezifischen Beitrag zum Brückenschlag zwischen Kunst und Leben. So war für Sascha Schneider, der 1870 in St. Petersburg als Rudolph Karl Alexander Schneider geboren war, die körperlich-sichtbar kräftige männliche Gestalt das Ideal ästhetischer Schönheit. Schneider stellte mit diesem Ideal seinerzeit keine Ausnahme dar, denn schon 1901 veranstaltete der gebürtige Kraftsportler Eugen Sandow erfolgreich den 1. Bodybuilding Wettbewerb…



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