Suzanne Pagé
Das aus der Gegenwart gefallene Museum
Über die legendäre Ausstellung “Private Leidenschaften” im Musée d`Art Moderne de la Ville de Paris
Suzanne Pagé, die langjährige Direktorin des Musée d’Art moderne de la Ville in Paris und 2008 mit dem Art-Cologne-Preis 2008 ausgezeichnet, ist einer der schillerndsten Persönlichkeiten im französischen Kunstbetrieb und dort eine meisterhafte Vermittlerin von Klassikern der modernen und zeitgenössischen Kunst. Im Jahr 1986 kuratierte sie auf der Biennale in Venedig den französischen Pavillon mit Werken von Daniel Buren, die Ausstellung wurde mit dem “Goldenen Löwen” ausgezeichnet. 1992 zeigte sie deutschen Expressionismus in Paris in der vielgelobten Ausstellung “Figures du moderne: l’expressionnisme en Allemagne”. Schon sehr früh setzte sie sich für Christian Boltanski, Annette Messager, Sophie Calle, Daniel Buren, Pierre Huyge ein. 1973 übernahm sie die Leitung des ARC (Animation, Recherche, Confrontation) im Musée de la Ville de Paris, wo das Zeitgenössische bis zu ihrer Ankunft völlig ausgespart geblieben war. Verfolgt man die Aktionen, Entdeckungen, die auf sie zurückgehen, wird evident, dass sie in Frankreich schneller als andere eine bewusst übernationale Vorstellung von zeitgenössischer Kunst vertrat. Für sie als kämpferische und unerbittliche Kuratorin, die Studios außerhalb Frankreichs aufsuchte und sich mit den Ausstellungen in den Nachbarländern und in den USA auseinandersetzte, waren unabhängige Menschen wie Harald Szeemann und Pontus Hulten eminente Vorbilder. Unvergessen ihre Ausstellungen, die sich als Großtaten deuten lassen, darunter die atemberaubende Giacometti-Retrospektive, „Léger et l’esprit moderne“, die Ausstellungen von John Heartfield, Hannah Höch, Picabia, Bonnard, die ersten Retrospektiven von Gerhard Richter, Polke, Kiefer oder Baselitz. Da…