Vom Nutzen und Nachteil des Sammelns für das Leben
Oder
Eine Kritik an der kunsthistorischen Vernunft.
von Heinz-Norbert Jocks
Was wohl gewonnen wäre und wohin es uns wohl führen würde, könnten wir sämtliche Kunstsammlungen, die öffentlichen ebenso wie die privaten, die hier und da über alle Länder hinweg zerstreut zu finden sind, auf demokratische Weise, versteht sich, endlich zu einer einzigen und einzigartigen gebündelt, an nur einem Ort zur vollen Zusammenschau zusammentragen? Verfügten wir dann über ein beinah lückenloses Gesamtarchiv zur Lesbarkeit der großen weiten Welt mit unserer mit dieser verglichen ach so kleinen Menschheitsgeschichte? Erstrahlte dann alles im hellsten Licht vollendeter Aufklärung? Das heißt: Ließe sich da von dem ersehnten Moment seiner Gründung an alles überblicken, ordnen, benennen, systematisieren, katalogisieren, kategorisieren, begrifflich erfassen? Fürwahr: kein leichtes Unterfangen, da sich die permanent sich erweiternde Komplexität und die beständig zunehmende Vielfalt der Kunst längst nicht mehr nur auf Stile und Nicht-Stile, auf Epochen, Bewegungen und Kunstrichtungen reduzieren lassen. Bei der Betrachtung dürfen wir die nur ihrer eigenen Stringenz folgenden Künstlerpositionen nicht außer Acht lassen. Sie setzten sich von allem ab, was auch nur im Entferntesten an das Pathos der Zugehörigkeit erinnert.
Dem subversiven Kreis der Deterritorialisierten gehören nicht nur Sonderlinge, Einzelgänger, Außenseiter, Gegengängige, Geisteskranke und Verrückte an, auch die vor Festlegungen und Zuschreibungen Fliehenden: die nomadischen Geister. Sich jeglicher Axiomatik widersetzend, lassen sie sich keinem System zuschlagen. Sie segeln unter der schwarzen Fahne der zu allen und allem querliegenden Diskontinuität durch das unendliche Zeitenmeer. Ebenso müsste sich in einer Weltsammlung auch die von…