Ulrike Groos
Treffen auf Augenhöhe
Ulrike Groos, geboren 1963 in Schlüchtern, leitet seit 2010 das Kunstmuseum Stuttgart. Sie studierte in Würzburg, New York und Münster Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, 2002 wurde sie Direktorin der Kunsthalle Düsseldorf. Dort realisierte sie unter anderem die Ausstellungen „Zurück zum Beton. Punk und New Wave in Deutschland 1977–1982“ (2002), „Ready to Shoot – Fernsehgalerie Gerry Schum, videogalerie schum“ (2003), „Daumenkino“ (2005), „Palermo“ (2007) und „Sonic Youth etc.: Sensational Fix“ (2009). 2010 kuratierte sie die Fellbacher „Triennale für Kleinplastik“. In Stuttgart folgten Ausstellungen wie „Kosmos Rudolf Steiner“ (2011), „Michel Majerus“ (2012) und „Gego. Line as Object“ (2014). Heinz-Norbert Jocks sprach mit Ulrike Groos über die Arbeit am Kunstmuseum Stuttgart.
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Heinz-Norbert Jocks: Welche Bedeutung haben private Sammler heute? Wo siehst du Veränderungen und Verschiebungen?
Ulrike Groos: Erst einmal: Im frühen 19. Jahrhundert war es die sich emanzipierende und erstarkende Bürgerschaft, die sich im Zuge der Aufklärung nach der Französischen Revolution und vor dem Hintergrund von Restauration und Industrialisierung kulturell engagierte, häufig gepaart mit einer Rückbesinnung auf die deutsche Kunstgeschichte des Mittelalters und der Renaissance. Diese kunstsinnigen Bürger schlossen sich in Kunstvereinen mit dem Ziel zusammen, sowohl aktuelle Entwicklungen in der Kunst aufzuzeigen als auch eigene Sammlungen aufzubauen. Zudem wollten sie auch Kunstwerke an ihre Mitglieder verkaufen. Nationale Interessen wie diese spielen im heutigen globalisierten Kunstbetrieb keinerlei Rolle mehr. Kunst wird jetzt von Sammlern aus ganz unterschiedlichen Gründen erworben. Zum einen wollen sie Kunst aus Liebe zu ihr mäzenatisch fördern und durch den Kauf direkter an der künstlerischen Kreativität teilhaben. Zum anderen erhoffen…