Diana Wesser
Site-spezifische Choreografien als sozialer Prozess
Ein Gespräch von Heinz Schütz
Künstler ist, wer Kunst produziert und Kunst ist, was der Künstler produziert. Die zirkuläre Definition charakterisiert eine Situation, in der einstige Gewissheiten längst obsolet geworden sind, Gewissheiten wie: Künstler sind Maler oder Bildhauer und Kunst ist die expressive Selbstkonstruktion des Künstlersubjekts. Längst wurde die künstlerische Produktion im Rahmen traditioneller Gattungen zu einem kleinen Teilbereich der möglichen künstlerischen Praxen. Objektproduktion und Selbstausdruck traten zurück, um dem Performativen Platz zu machen und den Betrachter einzubeziehen. Kunst verlagerte sich zunehmend in den Bereich eines ständig neu zu erzeugenden Zwischen.
Ganz in diesem Sinne vereint die Kunst von Diana Wesser die unterschiedlichsten Tätigkeiten. Sie arbeitet als Choreografin, Bewegungsforscherin und Raumerkunderin, als Urbanistin, Stadtführerin und Videoproduzentin, als Mediatorin, Animatuerin und Sozialkonstrukteurin. Ihre partizipativen Projekte, Spaziergänge und ortsbezogenen Performances untersuchen die Prozesshaftigkeit von Architektur und Stadt. In vielen ihrer Arbeiten werden Gebäude und der urbane Raum zum site-spezifischen Ko-Choreografen. Dabei gilt ihr besonderes Interesse der partizipativen Öffnung und der Einbindung des Publikums in den Kunstprozess. 2005 gründete sie mit der englischen Architektin und Theoretikerin Helen Stratford das ‚urban (col)laboratory’ und 2013 zusammen mit Sylvia Kadur die Initiative ‚dynamischer auftrieb’, „die sich kritisch mit Arbeitsbedingungen, Corporate Responsibility und Unternehmenskultur befasst“.
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Heinz Schütz: Mit Videos wie „In the Mood for Art“ oder „Pink Lady“ haben Sie sich vor einem guten Jahrzehnt mit dem Museum als sozusagen choreografischer Anstalt auseinandergesetzt. Später schreiben Sie „Übungen für ein Museumsgebäude und seine Besucher“ und laden dazu ein, von Ihnen vorgeschlagene Aktionen durchzuführen. Sie lenken…