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Ausstellungen: Wien · von Ursula Maria Probst · S. 390 - 393
Ausstellungen: Wien , 2000

Ursula Maria Probst
Shirin Neshat

Die Poetin visueller Parallelwelten

Kunsthalle Wien, Museumsquartier, 31.3.2000 – 4.6.2000
Serpentine Gallery, London, 28.7 – 3.9.2000

Spannenden Augenblicken von poetischer Schönheit – visualisiert durch eine minimalistische Bildsprache – begegnen wir in den Fotografien und Videoinstallationen der 1957 im Iran geborenen Künstlerin Shirin Neshat. Der konzeptionellen Vielschichtigkeit dieser Werke liegt die subtile Dekonstruktion von Klischeevorstellungen in der islamischen Welt zugrunde. Dabei analysiert Neshat zunächst die Stellung der Frau in der patriarchalischen, fundamentalistischen islamischen Gesellschaft sowie die Sichtweise der Weltkultur zur Stellung der Frau. Die schockartige Erfahrung nach langjähriger Abwesenheit – Shirin Neshat lebt heute in New York – mit einer radikal veränderten Realität im Iran konfrontiert zu werden, veranlasste Neshat, sich auf die Suche nach der eigenen verlorenen Vergangenheit zu begeben. Trotz dieser autobiographischen Motivation behandelt das Werk nicht subjektive Fragen, sondern befindet sich, wie in der Rezeption des Werkes betont wird, durch die partielle Negation des Mythos einer individuellen autonomen Subjektivität im Widerspruch zur westlichen Feminismustheorie. Dieser Angriff auf die westliche Kultur, die ohne den Mythos autonomer Subjektivität unvorstellbar ist, löst im Wissen darum, dass Shirin Neshats Werk bis dato ausschließlich vor westlichem Publikum gezeigt wird, Irritation aus.

In der Serie Woman of Allah, 1994-97, erforscht Neshat die Beziehung des weiblichen Körpers zur islamischen Politik sowie das Potential des weiblichen Körpers, als Waffe für rhetorische und politische Ideologien eingesetzt zu werden. Auf ambivalente Weise wird die Frage gestellt, was es sozialpolitisch bedeutet, im Islam Frau zu sein und das Leben einer Frau hinter dem schwarzen Tschador zu führen. Im…


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von Ursula Maria Probst

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