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Magazin: Kulturpolitik · von Amine Haase · S. 468 - 469
Magazin: Kulturpolitik , 1996

Amine Haase
Spuren der Macht

François Mitterrand wollte sich mit den »Grands Travaux« in die Geschichte einschreiben

Gibt es eine bessere Möglichkeit, seinen Namen der Geschichte zu überliefern, als ihn in Stein einzuschreiben? Zumindest für einen Politiker, der aus der Tradition des 19. Jahrhunderts kam und ins 21. hineinweisen wollte, der Geschichtsbewußtsein und Innovationsfreude miteinander zu verbinden suchte, liegt es nahe. Die “grands travaux”, die großen Bauarbeiten, die während der vierzehnjährigen Regierungszeit von François Mitterrand in Paris fertiggestellt wurden, werfen ein Licht auf das Kulturverständnis dieses Politikers. Und die französischen Großprojekte, von denen eine Reihe auch in der Provinz – in Lyon, Arles, Roubaix, Peronne – verwirklicht wurden, sind vielleicht kennzeichnend für einen Wandel, der sich, in unterschiedlicher Form, in Europa vollzieht: die Selbstdarstellung der Politik in der Kultur.

Ein Kapitel in diesem Prozeß war die Kulturpolitik, für die der französische Präsident den gut zwanzig Jahre jüngeren Jack Lang engagierte. Dessen Welt der glanzvollen Festivals und Straßenmusik war nicht unbedingt die des Bücherfreundes Mitterrand. Gemeinsam war ihnen die Überzeugung, Kultur müsse für alle zugänglich sein, also “dezentralisiert” werden. Was dann an den Nebenschauplätzen zwischen Bretagne und Côte d’Azur passierte, das überließ der Präsident seinem Minister – so daß dieser Teil der Kulturpolitik die Politik Langs war.

Anders bei den “grands travaux” – die waren Präsidentensache. Allein in Paris führte Mitterrand elf durch, beziehungsweise zu Ende – allerdings hat keiner seiner Vorgänger die Bauprojekte als “groß” tituliert. Nicht einmal die Riesenbaustelle von La Villette, wo eine ganze Cité des sciences et de l’industrie (eine Stadt…


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