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Magazin: Publikationen · von Martin Pesch · S. 493 - 493
Magazin: Publikationen , 1998

Techno-Überbau

Icons – Localizer 1.3

Techno kommt ohne Worte aus. Die Musik ist instrumental und sie dient einer non-verbalen Kommunikation, dem Tanzen, dem Zusammentreffen bei Parties und Raves. Worte scheinen unnötiger Ballast zu sein, Erklärungen eher störend innerhalb eines eigendynamischen subkulturellen Prozesses, der sich “einfach so” ergibt, in dem das Machen immer höher angesiedelt wird als das Nachdenken.

Dieser Eindruck täuscht über die immense, seit Beginn der eigentlichen Techno-/House-Bewegung vor nunmehr über zehn Jahren betriebene Textproduktion hinweg. Zusammen mit der unüberschaubaren Masse an produzierten Platten, die auf kleinstem ökonomischen Level hergestellt und vertrieben wird und der Anonymität des einmaligen DJ-Einsatzes entgegenblickt, hat sich ein medialer Bereich gebildet, in dem all das verwertet, beurteilt und vermittelt wird. Es gibt kaum einen musikalischen Bereich, in dem es weltweit so viele spezialisierte Magazine gibt.

Seit einigen Jahren werden die mit Techno entstandenen Erkenntnisse und in diese Kultur hineinprojizierten Gedanken vermehrt in Buchform veröffentlicht. Da ist inzwischen ein ansehnlicher Handapparat entstanden. Der Berliner Gestalten-Verlag spielt dabei eine besondere Rolle, denn seine seit 1995 erscheinende Buchreihe “Localizer” ist der ambitionierteste Versuch, die unterschiedlichen Möglichkeiten eines “Techno-Überbaus” auszuloten. War der erste Band noch eine Bestandsaufnahme der Vielfalt konkreter Phänomene (Labels, Clubs, DJs, Musikgenres etc.) ist mit “Icons – Localizer 1.3” eine Stufe erreicht, die mit der tatsächlichen Situation der “Szene” nur noch sehr vermittelt etwas zu tun hat.

Der in vier Themenbereiche (“Körper und Geist”, “Mensch und Maschinen”, “Konsum, Gesellschaft und Medium”, “Meta”) unterteilte Band ist eine Sammlung zum größten Teil schon veröffentlichter Texte kulturtheoretischen oder -historischen Charakters. Nietzsches Frühwerk trifft…

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