Thomas Wrede
Modell Landschaft. Fotografie
Museum Sinclair-Haus 12.03. – 05.06.2017
Kunsthaus Nürnberg 21.09. – 12.11.2017
von Christian Huther
Was haben eine Nordsee-Möwe und ein Foto von Manhattan gemeinsam? Eigentlich nichts, ähnlich wie eine Mozart-Büste, eine Figur eines trinkenden Mannes, eine Herbstlandschaft und ein Weihnachtsbaum. Und doch eint sie etwas: sie sind jeweils in einem Raum vereint. Der Fotograf Thomas Wrede hat sich im Jahr 2000 auf die Suche nach Fototapeten gemacht, die vor gar nicht so langer Zeit noch große Mode waren. Die hat er mit der Einrichtung geknipst, bis hin zum Krimskrams, den jeder so herumstehen hat. Nur die Bewohner fehlen.
So schwebt nun in einem Raum die Nordsee-Möwe vor der Manhattan-bei-Nacht-Tapete; im nächsten Raum steht vor der Herbst-Tapete ein echter Weihnachtsbaum, auf der anderen Seite stehen auf einer Anrichte die Mozart-Büste und der trinkende Mann. Ein kurioses Stillleben, eine furiose Kombination zweier Jahreszeiten. Jede seiner Aufnahmen, so Thomas Wrede, ist sehr vielschichtig und hat mehrere Bedeutungsebenen.
Der Fotograf ist mittlerweile 53 Jahre alt, lehrte zuerst an der Kunstakademie im westfälischen Münster, seit 2015 nun in Essen – und ist fast nur Insidern bekannt. Erst jetzt hat Wrede seine erste museale Retrospektive im Bad Homburger Museum Sinclair-Haus, das betrieben wird von Susanne Klattens Altana-Kulturstiftung. Guten Gewissens darf man Sinclair-Direktor Johannes Janssen eine großartige Entdeckung bescheinigen.
Thomas Wrede ist nämlich mindestens so gut wie all die hochgepriesenen und inzwischen hochpreisigen Düsseldorfer Schüler von Bernd und Hilla Becher. Nur mit dem Unterschied, dass Wrede nicht bei den Bechers war. Er studierte erst Malerei, dann entdeckte er…