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Ausstellungen: München · von Jolanda Drexler · S. 352 - 353
Ausstellungen: München , 2010

Jolanda Drexler
Tronies

»Marlene Dumas und die Alten Meister«
Haus der Kunst, München, 29.10.2010 – 6.2.2011

In Darstellungen des menschlichen Gesichts flüchtige Leichtigkeit und zugleich starke Affekte und Prägnanz hineinzuzaubern, das gelingt in unserer Zeit vielleicht nur Marlene Dumas. Insbesondere ihre späteren, durchlässig scheinenden Arbeiten nähern sich in der geradezu minimalistisch knappen Formgebung bisweilen schon der Abstraktion an. Porträts im eigentlichen Sinne malt allerdings die in Amsterdam lebende Südafrikanerin (geb. 1953) nicht. Sie arbeitet nie nach der Natur, sondern immer mit fotografischen Reproduktionen aus Populärmedien: „I use second-hand images and first-hand emotions“, wie sie es auf den Punkt bringt. Es geht ihr also zentral um den Ausdruck von Gefühlen in ihren Darstellungen, die thematisch alle Formen des menschlichen Daseins abdecken, wie Kindheit, Sex, Leiden, Tod, aber auch krankhafte Auswüchse wie Fanatismus, Rassismus und Wahnsinn. Es ist ein Phänomen, dass in der schier unfassbaren Fülle ihrer Kopfstudien, die schon am Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn stehen, (z.B. das durch Kratzspuren fast magisch wirkende Ölbild „Shelley“, ca. 1975), kein Gesicht dem anderen gleicht, jedes einzigartig ist. Dabei interessieren sie nicht „spezifische Menschen“, sondern „Situationen“, d.h. „das was sich zwischen ihnen abspielt“. Gerade dies begreift sie als „Alternative“ zur „westlichen Tradition“, „in der sich ein repräsentativer, gefühlsschwangerer Humanismus des Gesichts bemächtigt hat. Und dies auf dreifache Weise: als Fenster der Seele, als Schlüssel zu einer in Individualität übersetzten Identität und als Ort der Kontrolle.“

Kühn, aber durchaus plausibel erscheint nun Léon Krempels Ausstellungsidee, Dumas expressives Köpfe-Universum mit höchsten Leistungen der klassischen Bildniskunst zu kombinieren, nämlich mit niederländischen…

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