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Ausstellungen: München · von Heinz Schütz · S. 362 - 362
Ausstellungen: München , 2005

HEINZ SCHÜTZ
Und im Winde klirren die Fahnen

Künstler als Fahnenträger
Galerie Ben Kaufmann, 10.9. – 16.10.2004

Open Art” lautet der werbestrategische Euphemismus für “Open Galeries”. Mit ihrer gemeinsamen Wochenend-Öffnung “Open Art” starteten die Münchener Galerien wie jedes Jahr nach den Sommerferien in die neue Saison. Von der Routine der unverbunden nebeneinanderstehenden Einzelausstellungen hebt sich dabei die zu Beginn dieses Jahres eröffnete Galerie Ben Kaumfann mit einer engagiert-programmatischen Gruppenausstellung ab. Unter der Überschrift “Und im Winde klirren die Fahnen” – der Titel wurde einem Hölderlin-Gedicht entlehnt – vereint Kaufmann Exponate von achtzehn überwiegend jungen Künstlern und Künstlerinnen. Eine kleinformatige Malerei Frank Stellas schlägt den historischen Bogen in die sechziger Jahre, eine Asafo-Fahne weist auf Afrika. Die zwangsläufig ausstellungstechnischen Beschränkungen – die Räume der Galerie sind klein, der evozierte Anspruch ist groß – kompensiert Kaufmann durch die Präsentation einer konzentrierten Bibliothek in der Bücher über Fahnen, Flaggen und Quilts ebenso zu finden sind, wie Kataloge von Kasimir Malewitsch, Jasper Johns oder Mark Rothko, Lucio Fontana, Palermo oder Ulrich Horndash.

Flaggen und Fahnen sind bedeutungstragende Fetische, die wesentlich zur Identitätstiftung von Gruppen beitragen. Die meisten Flaggen basieren auf einfachen Zeichen. Insbesondere Farben und Farbabfolgen dienen der gruppenspezifischen Identifikation. Ein formaler Zusammenhang zwischen reiner Malerei und Flaggen wird schon früh in den Flaggenbildern von Jasper Johns vorgeführt. Bereits hinter der Ikonisierung des Schwarzen Quadrats und seiner Verwendung als Abzeichen bei Malewitsch verbirgt sich ein über die Form hinausweisender Drang zum Bekenntnis. Konkrete Kunst und Minimalismus, Konstruktivismus und Farbfeldmalerei zielen zwar darauf, der Kunst die symbolische Bedeutung…



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