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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 395 - 396
Ausstellungen: London , 2006

Edgar Schmitz
Verstrickungsräume

»Langues emêlées/ Entangled Tongues«

Espace Culturel François Miterrand, Périgueux, 25.1. – 31.3.2006
The Nunnery Gallery, London, 21.4. – 3.6.2006

Ausgangspunkt für das Zusammenspiel von Übersetzung und Gegenwartskunst in der Ausstellung war eine Arbeit von Zineb Sedira, in der Vermittlung erstmal als Unmöglichkeit erscheint und nur Sprachverlust zulässt. In drei Videos unterhält sich Sedira selbst auf französisch mit ihrer algerischen Mutter, die ihr auf arabisch antwortet, dann auf französisch mit ihrer in England geborenen Tochter, die ihr auf englisch antwortet. Im dritten Video steht dann zwischen Großmutter und Enkelin ein Schweigen, das sich nicht mehr über französisch vermitteln lässt, weil beide das Verbindungsglied verstehen aber nicht sprechen.

Übersetzung ist hier erstmal ein Problem und dann eine Unmöglichkeit, die in der Generationenspannung die zunehmende Unübersetzbarkeit von Äußerungen wie auch Zugehörigkeiten und Selbstentwürfen vorführt. Und damit wird Übersetzung hier zum Ausgangspunkt für all das, was sich im Zwischenraum zwischen den nicht mehr einholbaren Zugehörigkeiten abspielt und ver- wie entwickelt: Familiendynamik und Abhängigkeiten, Autoritätsgefüge und Entfremdungen, die sich dann allesamt nicht nur sprachlich, sondern auch mimisch, atmosphärisch oder mit Restbeständen inkompatibler Körpersprachlichkeit vermitteln. Wo die sprachliche Kommunikation zwischen Großmutter und Enkelkind versagt, teilen sich an ihrer Stelle Befangen- und Beklemmtheiten mit. Im Knirschen dieser Ausdrucksetiketten geht es bei Fremdheit nicht um den Versuch, sie zu überwinden, sondern vielmehr um die Art von Handlungs- und Zwischenräumen, die sich aus ihr ergeben könnten.

Aber auch wo Sprache als Versuch der Aneignung auftritt wie bei Rainer Ganahl, der eine Sprache nach der anderen erlernt und…


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