MICHAEL HÜBL
Werder 5. Räume ändern
Ein Projekt des Kunstvereins Freiburg, 14. – 30.11.2003
Haus uR” revisited? Deutsche Alltagsarchitektur trägt offenbar Merkmale, deren Wiedererkennungswert epochenübergreifend und ortsunabhängig ist. In Freiburg hat der Kunstverein das Gebäude Werderring 5 zum Ort eines in situ-Projekts gemacht. Die Adresse erinnert daran, dass die Stadt über Jahrhunderte zum Habsburgerreich gehörte: Wie Wien hat auch Freiburg einen “Ring”. Diese zirkulären Altstadtumfahrungen sind zwar zu einer Zeit entstanden, als die Landkarte Europas bereits geändert und Vorderösterreich der inzwischen zum Großherzogtum aufgewerteten Markgrafschaft Baden zugeschlagen war, aber der bürgerlich-kapitalistische Aufbruch des 19. Jahrhunderts hat da wie dort seine repräsentativen Spuren hinterlassen. Das Haus am Werderring war einmal eine Stadtvilla, Schauplatz animierter gesellschaftlicher Ereignisse. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie im Stile bundesrepublikanischer Verwaltungsinterieurs umgestaltet; die Deutsche Angestelltengewerkschaft hatte hier ihren Sitz. Als der Kunstverein das Angebot erhielt, die Immobilie als temporären Ausstellungsraum zu nutzen, stand sie leer. Ein abgetakeltes Stück alter Bausubstanz, das auch dann noch – auf den ersten Blick – wie verlassen aussah, nachdem es durch junge Künstlerinnen und Künstler poetisiert worden war. Der Zugang erinnerte an Gregor Schneiders Installation für die Biennale di Venezia 2001: eine schwere Holztür, Briefkästen (in Venedig war’s ein trister Briefschlitz), ein eher schäbiges Vestibül, von dem aus man in die oberen Stockwerke und in den Keller gelangt.
Bei Schneider war alles Konstruktion und Rekonstruktion – ein Umstand, den er durch düster-bedrückende, vermeintlich unterirdische Räume akzentuierte, die scheinbar durch einen “Abgang” zu erreichen waren, tatsächlich jedoch ebenerdig lagen. In Freiburg beruht alles auf harten…