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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 316 - 317
Ausstellungen: London , 2017

Wolfgang Tillmans 2017

Fotografie und/oder das Bild
Tate Modern 15.02. – 11.06.2017

von Edgar Schmitz

Was Fotografie heute immer noch alles leisten kann, ist in den Galerien der Tate Modern hier nicht so sehr eine Frage, als vielmehr ein Spektrum, das in Wolfgang Tillmans’ Ausstellung 2017 als souverän vorgeführte, großzügige, überwältigende Reihe von Möglichkeitsfeldern inszeniert ist. Wie die Fotografie mit ihren verschiedensten Bereichen und Bilderwelten maximalistisch umgehen könnte, entfaltet sich auch in dieser Tillmans Präsentation mit einer Art gelassener Virtuosität, die in der eng behängten Raumfolge in verschiedensten Formaten immer wieder neu durchgespielt wird.

Unterfangen von einem fast spartanischen Hörraum, einem Video sowie Dokumentationsmaterial zu seinem Ausstellungsprojekt Between Bridges, ist das Spektrum der ausgestellten Arbeiten bewusst an der Grenze zum Exzessiven ausgerichtet. Die Auswahl erstreckt sich von seinen Abstraktionen über die skulpturalen Arbeiten mit angefalteten Fotopapieren bis zu den formal komplexen Kompositionen mehr oder weniger alltäglicher Lebens- und Weltreste, von Kleiderbergen im Waschsalon über Markt- und Club-Szenen bis zu den hinterlassenen Requisiten der Flüchtlingskatastrophe am Strand von Lampedusa.

Oberflächenqualitäten reiben sich hier an inhaltlichen Bestandsaufnahmen, kunsthistorische Format- und Bildkonventionen oszillieren mit Vertriebs- und Zirkulationsformaten vom Druck über das Magazin bis zum Katalog als Medium. Und all das unterfangen von einer Art fast gelassener Zurückhaltung, mit der sich das gesamte Angebot trotz seiner barocken Breite gegen jeglichen Sensationalismus sperrt.

Tillmans meldet im Titel einen Anspruch auf Jetztzeit (und die Nähe seiner Arbeit zu ihr) an, der sich als roter Faden durch die Ausstellung zieht: private Bereiche und deren Requisiten überkreuzen sich mit öffentlichen und sozialen Räumen, Persönliches…


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