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Ausstellungen: Zürich · S. 319 - 320
Ausstellungen: Zürich , 1988

Christoph Schenker
Adrian Schiess

Galerie Bob Gysin, 20.11. 1987 -16.1.1988

Das Gemälde als anthropomorphischer Ereignisraum, wie ihn Pollock, Rothko und Newman herausgearbeitet haben (deren Ergebnisse Nauman für die Plastik fruchtbar machte), wird heute von einigen jüngeren Künstlern vermehrt wieder kritisch reflektiert und in unterschiedlichster Weise weitergeführt, etwa in den Wandmalereien von Günther Förg, in den großformatigen Gemälden von Franz Wanner oder in den »Flachen Arbeiten« des bei Zürich lebenden 29jährigen ADRIAN SCHIESS.

Schiess versteht sich primär als Maler. Die Handlung des manuellen Malens wird hauptsächlich bestimmt durch das Ereignis der zeitlichen und räumlichen Ausdehnung. Mit viel Liebe und Akribie überzieht er Bretter, Kanthölzer und Klötze mit einer zumeist monochromen Malerei. Als konzentrische Einzelstücke oder im Verbund als expansive Reihung von »Linien« und »Feldern« inszeniert er sie danach zu einem gleichsam räumlichen Gemälde am Boden. Die langen Kanthölzer erscheinen so gleichwie einfache Pinselstriche, und das unprätentiöse Auslegen der Bretter ist durchaus dem Setzen von Farbtupfen vergleichbar, ohne aber einem von restaurativer Ästhetik und traditioneller Harmonie gestützten Gestaltungswillen zu folgen. Die Malerei als räumliche und mithin zeitliche Dimension erscheint in der stets auf die Architektur bezogenen Inszenierung nun neu als unmittelbares Erlebnis nicht nur der optischen Wahrnehmung: Im realen Abschreiten und Begehen des räumlichen Gemäldes zeichnet der Betrachter die Operationen des Malens mit der ganzen Physis nach. Und je unlogischer die immanente Werkstruktur und der Bezug des Werks zum Umraum Architektur ist, desto wichtiger und irritierender werden die emotiven und die rein physischen Momente der Wahrnehmung. Und tatsächlich: In der bewußten Systemlosigkeit einer jeden einzelnen…


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