MICHAEL NUNGESSER
africa apart
“Afrikanische Künstlerinnen und Künstler konfrontieren AIDS”
Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin, 14.12.2002 – 9.2.2003
Vor sechs Jahren gründete sich in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst die Arbeitsgruppe “Unterbrochene Karrieren”, die sich an AIDS verstorbenen Künstlern widmet. Mit der Ausstellung “africa apart” wurde die Reflexion über Krankheit, Tod und Sexualität vom Biographischen und Europazentrierten abgelöst und auf eine geographische Region gerichtet, die im besonderen Maße von AIDS heimgesucht wird – in epidemischen Ausmaßen, wie sie in Europa und USA undenkbar sind. Schon der Begriff Afrika ist jedoch fragwürdig und eine Hilfskonstruktion, gleichsam der kleinste gemeinsame Nenner für zahlreiche Nationen, deren Geschichte, Völker und Kulturen sich in vielem unterscheiden. Eine Gemeinsamkeit liegt jedoch in ihrer kolonialen Vergangenheit und allen damit verbundenen Aus- und Nachwirkungen, von denen Armut, Korruption und Gewalt in besonderer Weise hervorstechen.
Die Ausstellung umfasste Werke von dreizehn Künstlerinnen und Künstlern sowie einer Künstlergruppe aus mehreren afrikanischen Ländern. Nicht alle Arbeiten beziehen sich auf AIDS, immer aber auf die sozialen und politischen Zusammenhänge, die diese Krankheit erst möglich machen. Luis Meque (1966-1998) aus Mosambik ist an ihr gestorben. Seine aus Zeitungs- und Stoffresten in Mischtechnik gemalten und auf Papier collagierten Bilder erfassen in expressiv-zeichenhafter Rhythmik den schmalen Grat zwischen Liebe und Hass von Paarbeziehungen in urban-spelunkigem Milieu. Auch Tamsir Dia (1950 Mali) setzt in Art brut-ähnlichen pastosen Gemälden auf malerische Ausdruckskraft und lässt Wut und Verzweiflung über die gesellschaftliche Misere in der Elfenbeinküste, wo er lebt, zu phantomhaften Schreigestalten gerinnen (im Katalog abgebildet, nicht aber in der…
