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Ausstellungen: München · von Heinz Schütz · S. 576 - 577
Ausstellungen: München , 2017

After the fact

Propaganda im 21. Jahrhundert
Lenbachhaus Kunstbau 30.05. – 17.09.2017
von Heinz Schütz

Mit dem Begriff Propaganda verbindet sich die Vorstellung des Totalitären, der Indoktrination und der Manipulation, die sich skrupellos auch unwahrer Behauptungen bedient. Der Gedanke an totalitäre Diktaturen stellt sich ein, allen voran das Dritte Reich oder die Sowjetunion, so als ob „Propaganda“ heute, vor der Folie einer sich demokratisch und aufgeklärt gerierenden Gesellschaft, nicht nur pejorativ, sondern auch anachronistisch sei. Die Geschichte des Begriffs weist zurück bis ins Jahr 1622 als die katholische Kirche zur Verbreitung des Glaubens die „Congregatio de propaganda fide“ gründete. Bereits hier geht es Propaganda weniger um Fakten, als um die Durchsetzung des wahren Glaubens. Nachdem der Begriff lange Zeit ein historisches Schattendasein führte, wird er im Ersten Weltkrieg offensiv eingesetzt. Ende der Zwanzigerjahre erfolgt eine folgenreiche Begriffserweiterung. Propaganda wird zur „Kunst der Public Relations“ (Edward Bernays), die gleichermaßen für die Durchsetzung von Ideen, Politiken und Produkten zuständig ist. In den gegenwärtigen hyperkapitalistischen Demokratien, die den Begriff „Propaganda“ meiden, haben Marketing- und Neue-Medien-Strategien alle Lebensbereiche affiziert, professionelle Politik ersetzte den Propagandisten durch den Spin-Doctor.

Im Kunstbau des Lenbachhauses lenkt die von Stephanie Weber kuratierte Ausstellung die Aufmerksamkeit auf die „Propaganda im 21. Jahrhundert“. Der Obertitel „After the fact“ lässt sich als Anspielung auf die aktuelle Debatte über das „Postfaktische“ lesen. Historisch betrachtet, spitzt sich hier der propagandistische Umgang mit Täuschungen und Fiktionen gewissermaßen zu. Die erste Erwartung, die die Ausstellung weckt, ist die Reflexion der spezifischen Mittel und Methoden der aktuellen Propaganda…


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