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Ausstellungen: Berlin · von Ronald Berg · S. 242 - 245
Ausstellungen: Berlin , 2014

Ronald Berg
Ai Weiwei

»Evidence«
Martin-Gropius-Bau, Berlin, 3.4.2014 – 7.7.2014

Am Eröffnungsabend bildete sich eine große Menschenschlange vor dem Martin-Gropius-Bau. Der Andrang galt dem derzeit bekanntesten Künstler Chinas. Das heißt: Eigentlich ist Ai Weiwei nicht nur ein Künstler, er ist eine Berühmtheit, eine mediale Celebrity, woraus sich auch seine Hyperpräsenz in der Presse, Funk und Fernsehen anlässlich seiner Ausstellung erklärt. Was wiederum seine Bekanntheit erneut steigern dürfte. Ai Weiwei ist aber nicht nur ein berühmter Künstler, er ist zugleich ein Politikum. Die Berliner Festspiele, die den Martin-Gropius-Bau als eine Art Bundeskunsthalle betreiben, sprechen von Ai Weiwei sogar als „Politiker“. Gerne wird er jedoch hierzulande auch „Aktivist“ apostrophiert. Die Berliner CDU-Politikerin und derzeitige Bundesbeauftragte für Kultur Monika Grütters machte in ihrer Eröffnungsrede Ai Weiwei zum Symbol für die „Kraft der Kunst“, und Festspielintendant Thomas Oberender nannte ihn einen „großen Freiheitskämpfer“. Kurzum: Ai Weiwei ist längst nicht mehr nur ein Künstler, sondern er ist zu einem Mythos geworden.

Wie kann man die Ausstellung dieses Märtyrers der Freiheit eigentlich kritisieren? Ai Weiwei bezieht seine Reputation ja zu einem Gutteil aus der Tatsache, dass er in seiner Heimat China wegen seiner Kunst und seines Einsatzes für die Meinungsfreiheit (was im Grunde aufs Gleiche herausläuft) weder ausstellen noch ausreisen darf und für 81 Tage sogar eingesperrt war. Die Anschuldigung, er habe sich eines Steuervergehens in Höhe von umgerechnet 1,7 Millionen Euro schuldig gemacht, scheinen von den offiziellen Behörden nur vorgeschoben zu sein, um Ai Weiwei einzuschüchtern.

Nun schlägt Ai Weiwei aber gerade aus seiner politischen Verfolgung im Westen (nicht…



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