Katharina Grosse
To me the world is more like an everchanging fluid, which I am part of1
von Sabine Elsa Müller
Farbe, Farbe, wohin man schaut, Farbe, flächendeckend, ausufernd, sich ausbreitend über Wände, Fußböden, Betten, Erdhaufen, Stock und Stein. In immer gewaltigeren Installationen und Ausstellungsprojekten inszeniert Katharina Grosse die einzelnen Akte eines mitreißenden Spektakels über die Gleichzeitigkeit sich widersprechender Wahrnehmungen.
Der Pinsel als gestischer Handlungsträger
Katharina Grosses Malerei war von Anfang an auf Ausdehnung aus. Schon ihre frühen Arbeiten der neunziger Jahre – damals noch mit Öl auf Leinwand – machten die Malbewegung zum Thema. Die Gestik, mit der sie auf großen Flächen mit über zwei Metern Seitenlänge die Ölfarbe über die Leinwand strich, war zwar kontrolliert, dabei aber ungeheuer dynamisch. Der Malakt zieht sich in einem Zug durch, in einem kontinuierlichen Farbfluss. Die Formate wachsen in die Breite, immer der Bewegung folgend; dann wird auch die Wand zum Malgrund. Transparente Farbbänder verspannen die Fläche eher, als dass sie sie bedecken. Der dünne Farbfilm überkreuzt und verbindet sich mit anderen Farben zu einer pulsierenden, durchlässigen Membran. Stoppt die Farbbewegung an den Rändern, bleibt die Bewegungsmotorik innerhalb des Bildgevierts gefangen. Auf großen Papierbahnen, die von der Decke bis zum Boden reichen, schießt der Energiestrom ungebremst über die Bildkanten hinaus. Schon hier legte sich die Farbe wie ein Schleier über die Flächen. Aber die vibrierende Vitalität des Strichs band den illusionistischen Farbraum an den Untergrund.
Die Entkoppelung der Malerei vom Körper
Oft wurde Katharina Grosse gefragt, wie sie dazu kam, den Pinsel gegen die Spraypistole einzutauschen. Ihre Antwort…