Thomas Wulffen
Ambiente Berlin
Der Ansatz der Ausstellung “Ambiente Berlin” mag in diesem historischen Moment eine gewisse Überzeugungskraft haben. Sie sollte, in Worten des italienischen Kommissars Giovanni Carandente, den Zentralismus europäischer Kunst widerspiegeln. Angesichts der neuen historischen Situation kann eine solche Sicht der Dinge Momente der Aufklärung beinhalten. Vielleicht waren die anderen Kommissare angesichts der Aufgabe so beeindruckt, daß sie den eigentlichen Auftrag vergaßen: eine Kulturmetropole vorzustellen, die im Augenblick im Interesse der Weltöffentlichkeit steht. Aber schon der Ansatz birgt eine spezifische Problematik, denn in diesem wird historisch argumentiert, während die Ausstellung sich auf einem zeitgenössischen Hintergrund bewegt. Jörn Merkert, Direktor der Berlinischen Galerie, und Ursula Prinz, Vizedirektorin, haben dieses Dilemma aufzufangen versucht, indem sie die alten Meister mit neuen Werken vorführten. Sie sind dabei steckengeblieben in einem Sumpf freundschaftlicher Beziehungen, historischer Mißverständnisse, mangelnden Risikos und inkompententer Auswahl und Hängung. Das läßt sich an den einzelnen Punkten begründen. Was in Berlin nur zu einem bedauernden Achselzucken führt, hat auf dem internationalen Level, auf dem sich die Biennale Venedig situiert, spezifische Konsequenzen.
Die Ausstellung ist ein realistisches Abbild der kunstpolitischen Situation, die seit Jahren von einem engen Kreis derselben Personen beherrscht wird, die ihre Kunstlektion in den fünfziger und sechziger Jahren gelernt haben und danach keine Schulbank mehr gedrückt haben, was ihnen nach diesem Debakel zu empfehlen ist. Denn offensichtlich haben die Organisatoren wesentliche Entwicklungen und Diskurse der Berliner und internationalen Kunst verschlafen oder verschlafen wollen. So fehlt zum Beispiel in der Ausstellung das Werk des “Büro Berlin” vollkommen, und die Tatsache, daß…