»Analoges Nebeneinander«
JÜRGEN RAAP IM GESPRÄCH MIT BOGOMIR ECKER
Jürgen Raap: Du hast 1986 im Büro Berlin Dein Projekt für eine Tropfsteinmaschine vorgestellt. Zehn Jahre später, 1996, wurde diese Idee in der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle verwirklicht. Im ersten Stock befindet sich ein öffentlich nicht zugängliches Wasserreservoir, in welchem sich Wasser aus der Regenrinne des Gebäudedaches ansammelt. Dieses Wasser fließt durch ein Biotop in der Eingangshalle mit Kalksteinsplit, so daß es sich mit Kohlendioxyd und Kalk anreichert. In regelmäßigen Abständen fällt ein Tropfen, es wird sich irgendwann ein Stalagmit auf einer Marmorplatte und ein Stalaktit am Tropfenregulator gebildet haben. Nach hundert Jahren wird sich aber erst ein Zentimeter des Tropfsteins aufgebaut haben; die Betriebsdauer dieser Tropfsteinmaschine ist auf fünfhundert Jahre angelegt. Hier wird ein Prozeß der Transformation konzipiert, ein “einfacher, naturhafter Vorgang” angeregt. Das Verhältnis zwischen Natur und Technik spielte auch schon in Deinen früheren bildhauerischen Arbeiten eine Rolle. Wieso hat diese Tropfsteinmaschine dazu geführt, sich noch intensiver mit “Kunst und Wissenschaft” auseinanderzusetzen ? Und inwieweit findet diese Auseinandersetzung auch in Deinen derzeitigen Arbeiten einen Widerhall ?
Bogomir Ecker: Ich wußte vorher über einige Vorgänge noch nicht so gut Bescheid und mußte mich deswegen mit Spezialisten wie z.B. Geologen, Verfahrenstechnikern und mit anderen Fachleuten zusammen setzen, um diese Tropfsteinmaschine praktisch realisieren zu können. Diese Gesprächssituationen erstreckten sich über mehrere Jahre, so daß sich aus einer ursprünglichen “Nebenspur” eines Interesses an wissenschaftlich-technischen Fragen dann eine etwas stärkere Spur in der weiteren Entwicklung meiner Arbeiten ergeben hat. Dabei ist mir auch klar geworden,…