vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Titel: Dialog und Infiltration · von Jürgen Raap · S. 138 - 140
Titel: Dialog und Infiltration , 1999

HARALD FUCHS
Begegnung und Kommentar

Habichtkrallen und andere Vogelfüße, ein ausgestopfter Steinbock, Glasplatten, Projektoren und Rastermikroskopaufnahmen bildeten zusammen mit anderen Gegenständen und Materialien den Fundus der Installation “Animaux et Animaux” im Museum Allerheiligen/Kunstverein Schaffhausen 1997/98. Solche Inszenierungen von Harald Fuchs wirken auf den ersten Blick immer wie die Simulation einer wissenschaftlichen Versuchsanordnung, doch letztlich läßt er keinen Zweifel daran, daß es sich um eine künstlerische Arbeit handelt: manche Apparaturen sind völlig unfunktional, das Arrangement von Zoologica enthält Brüche gegenüber jenen Präsentationsformen, die dem Betrachter aus dem Biologiesaal seiner Schulzeit vertraut ist.

Fuchs demonstriert durch mikroskopische oder lupenhafte Vergrößerungen, durch Folien und Projektionen eine Nahsicht auf Insekten und andere Tierteile – Mikro- und Makrowelten werden übereinander gelagert. Dabei dominiert die künstlerische Geste gegenüber dem wissenschaftlichen Charakter des Materials, denn mit den Projektoren und Glasflächen betreibt er eine opulente “Lichtmalerei”. Vor allem in seinen Installationen “Pertrix” (Wuppertal 1995) und “Critical Mass” (Liverpool 1995, Düsseldorf 1996) setzte er diese Großprojektionen in einer raumumfassenden Weise ein: Bilder von Fliegenfragmenten waren so übereinander gelagert, daß sich völlig neue und eigenartige Insektenkörper ergaben, was freilich nicht als künstlerisches Spiel zu mißdeuten ist, sondern vor allem durch die Größe der Körper als eine durchaus beängstigende Vision von der Manipulation der Natur kommuniziert wurde – als eine sich verselbständigende Mutation dieser Insekten ins Riesenhafte.

Die Installationen wirken mit ihren Gläsern und Vitrinen auf der einen Seite immer technisch-nüchtern, auf der anderen Seite zeigen die einzelnen Exponate jedoch oft eine poetische Verrätselung. S.D. Sauerbier hat diese beiden ästhetischen Pole in dem Wort…


Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei