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Titel: Dialog und Infiltration · von Jürgen Raap · S. 114 - 114
Titel: Dialog und Infiltration , 1999

OLIVER RESSLER
Gegen-Kampagne

Projekt »GEGEN-WELTEN – WIDERSTÄNDE GEGEN GENTECHNOLOGIEN«, 1998

Eine Ausstellung im Forum Stadtpark Graz bildete im März 1998 den Auftakt: der Wiener Künstler Oliver Ressler hatte bei verschiedenen Anti-Bewegungen (z.B. “Gen-ethisches Netzwerk”, Berlin) Material zusammengetragen, das die “soziale und ökologische Logik der Gentechnologie” durchkreuzen will. Zudem stellte Ressler als Kampagne gegen die “Gen-Welten”-Ausstellung an zwölf Kunstorten im deutschsprachigen Raum “Warnschilder gegen Gentechnik” auf. Der Kunstraum Lüneburg und der Neue Aachener Kunstverein bildeten ebenso die Kulisse für ein künstlerisches “Gegengewicht” wie die Shedhalle in Zürich und die Wiener Generali Foundation. Angefragt hatte Ressler bei 80 Instituten, geantwortet hatten freilich nur jene, die sich “ohnehin mit politischer, sozial engangierter und avancierter Kunst beschäftigen”.

Das “symbolische Kapital der Kunst” (Ressler) sollte ein bestimmtes “Spektrum des Widerstandes fokussieren” und mithelfen, die “Akzeptanz für diese Technik weiter zu unterminieren”. Für seine Polemik gegen Xenotransplantationen (Einpflanzen von Schweine- und Affenorganen in Menschen) oder gegen den Einsatz gentechnologischer Methoden bei der “B-Waffen-Forschung” wählte Ressler bewußt eine agitatorische Form: Eine “Differenzierung zwischen einzelnen Detailanwendungen” der Gentechnik lehnen Ressler und die meisten seiner politischen Mitstreiter (z.B. “Coordination gegen Bayer-Gefahren”) nämlich kategorisch ab, weil sie in der Gentechnologie in toto ein “Herrschaftsinstrument” sehen. Im Zusammenhang mit einer solchen Ideologisierung des ethischen Diskurses begreift Ressler auch (seine) Kunst als Beitrag zu einer “Ästhetik des Widerstands”.

Jürgen Raap


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