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Ausstellungen: Neuenkirchen/Soltau · von Jens Asthoff · S. 346 - 347
Ausstellungen: Neuenkirchen/Soltau , 2001

Jens Asthoff
Anna Guðjónsdóttir

»Das tiefe Tal der Rentiere, Forellenportraits, über hundert Steine, Eier, Vitrinenblicke, fünfunddreißig Zelte und weitere Bilder«
Kunstverein Springhornhof, 5.11.2000 – 31.1.2001

Der Ausstellungstitel verhieß ein disparates, märchenhaft-naturalistisches Sammelsurium und klingt unterschwellig auch nach Heimatkunde und Adalbert-Stifter-Gefühl. Wer die Einladung zu Anna Guðjónsdóttirs Einzelschau im Kunstverein Springhornhof erhielt, wunderte sich womöglich, dass hier die Malerei, die doch einen der Angelpunkte ihrer Arbeit ausmacht, mit “weitere Bilder” eher hintangestellt zu werden schien. Umso stärker kam die Frage nach dem Bild dann in der Ausstellung ins Spiel. Nicht bloß in den Grenzen ‘radikaler’ Malerei; die Bilder fungierten auch als Verknüpfungen und Projektionsflächen innerhalb eines im Titel bereits angedeuteten Kontexts: Dem Naturalienkabinett, einem für den Blick präparierten, musealen Feld, in dem Fundstücke oder Fotos als exemplarische Naturausschnitte, gleich.sam ‘natura morte’, in die Zusammenschau und in einen Interpretationsrahmen gerückt sind. Guðjónsdóttir hat die Folie musealen Arrangierens bereits sehr verschiedenartig genutzt, um einer ‘für uns’ weitgehend ins Zeichenhafte entfremdeten Natur den Spiegel vorzuhalten. Grundsätzlich geht es bei ihr darum, Landschaft und Natur als Imaginationsraum, als ‘entfernte Natur’ und insofern als das Bild von ihr aufzusuchen, um sie zusammen mit der in sie hineingetragenen kulturellen Differenz vor Augen zu stellen. Der museale Blick dient als gedoppelter Boden arrangierter Künstlichkeit, mit dem es Guðjónsdóttir gelingt, ihrerseits Naturaneignungen zum Fremden zu erklären. Das gilt für ihre Malerei wie für andere Werkformen und steht darüber hinaus im Kontext von Aktivitäten wie der gemeinsam mit Till Krause unterhaltenen Galerie für Landschaftskunst.

Im Springhornhof, seit Januar 2000 unter Leitung von Bettina…



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