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Titel: Inszenierte Fotografie II · S. 120 - 121
Titel: Inszenierte Fotografie II , 1986

Barbara Kruger

Rohe Fragmente bereits veröffentlichter und größtenteils wirksam gewordener fotografischer Bilder, meist hinter Glas und durch Aufblasen in ihrer Identität verändert, sowie knappe Texte, in der Regel zu einer Art Parole verkürzt – mit diesen hauptsächlichen Bestandteilen erschafft Barbara Kruger eine ästhetische Wirklichkeit, die aber nicht autonom ist, sondern tief in der Medienrealität unserer Tage verwurzelt. Sie bedient sich – prima vista – der Technik ausgebuffter Werbestrategen und mit allen Wassern gewaschener Politprofis. Gleichwohl zielt sie nicht in deren Stoßrichtung, vielmehr unterminiert sie das, versucht es zumindest, was jene uns suggerieren. Eine Handfläche, diagonal von links oben riesig in den schwarzen Bildfond hineinragend, ohne feste Konturen, und auf den Fingerspitzen die Worte: Unsere Zeit ist euer Geld! Jedes Wort besetzt eine Fingerkuppe. Kein Zweifel: Barbara Kruger ist eine engagierte, eine durch und durch politisch argumentierende Künstlerin, wobei ‘Politik’ hier nicht mit ‘Parteipolitik’ verwechselt wird. Eine andere Hand, von der Seite aufgenommen, hinter einem gitterförmig verknüpften Netz und davor der lapidare Satz, in vier fächerförmig angeordneten Rubriken aufgeteilt: Wir sind die Objekte deiner sanften Verfügung! Die Texte sind es, welche die an sich banalen Bildausschnitte auf eine andere Ebene heben. Barbara Kruger benutzt die Prinzipien der Bild-Text-Werbung, kehrt sie jedoch gegen ihre Urheber. Was als eine eher defensive Haltung erscheint, läßt am Horizont doch die Umrisse einer möglichen besseren Welt erkennen. Gerade, weil die Künstlerin sich nicht mit der stupiden Hingabe des Gegebenen begnügt. Die Betrachter werden unmittelbar und unvermittelt angesprochen, teilweise mit Sätzen, die sie nicht auf Anhieb zu entschlüsseln…

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