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Titel: Inszenierte Fotografie II · S. 104 - 105
Titel: Inszenierte Fotografie II , 1986

Fischli/Weiss

»… ‘Natürlich’ ist rein gar nichts an diesen durch und durch artifiziellen Gebilden, die ja gerade aus der Konfrontation abgründigster Banalität mit höchster Künstlichkeit einen Teil ihrer frappierenden Wirkung beziehen. Jeder einzelne Gegenstand trägt das Gleichgewicht der gesamten fragilen Konstruktion, und mit jedem weiteren Bauschritt verselbständigt sich ihr inneres Gesetz; der Künstler ist zum Schluß nur mehr Handlanger physikalischer Notwendigkeiten. Er spielt nicht, wie man das von Künstlern erwartet, mit Möglichkeiten, sondern handelt nach objektiven Zwängen. Allein mit den Mitteln der Fotografie kann er sich aus dieser Rolle des bloß Vollstreckenden befreien: Die Möglichkeiten, mit denen seine Fotografien spielen, sind jedoch intellektueller Natur. Sie zwingen den Betrachter, sich zu entscheiden. Lügen diese Bilder (das ist er von Fotos eigentlich nicht gewöhnt) oder soll er glauben, was sie zeigen? Ist so etwas überhaupt möglich? Die Kamera liefert den Beweis, aber sie verschweigt die Lebensdauer der ‘stolzen Köchin’ oder des ‘Warenhauskönigs’. Was in Wirklichkeit allenfalls für den Bruchteil eines Augenblicks möglich ist, macht sie dauerhaft und wahr – und wird somit zur großen Lüge. Selbst das labilste Konstrukt wird von…

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