Rudolf Bonvie
Wiewohl Rudolf Bonvie Klarheit und Eindeutigkeit von Werken der Kunst fordert, seine fotografischen Arbeiten auch stets eine präzise Aussage anzielen, verwischt er doch bewußt jedesmal die klare Gegenstand-Bild-Beziehung, die eine konventionelle Fotografie auszeichnet. Die Basis seiner großformatigen Fotoarbeiten bilden meist Fotografien; allerdings läßt sich deren erzählerischer Inhalt nur noch selten mit hinreichender Sicherheit herausschälen. Vielmehr isoliert Bonvie bestimmte Bildelemente, häufig solche emblematischen Charakters, und stellt diese, bisweilen kombiniert mit Schriftzeichen, in den Vordergrund. Mitunter kombiniert er auch Piktogramme, die eine festumrissene Funktion im öffentlichen Korridor ausüben, mit fotografischen Bildpartien. Aber auch die Piktogramme sind fotografierte Piktogramme. Selbst wenn Bonvie heterogene Bildwelten einander gegenüberstellt, realisiert er dies nicht mit der Absicht eines dialektischen Zusammenpralls wie der russische Revolutionsfilm der Stummfilmzeit. In Bonvies Fotoarbeiten durchdringen sich hingegen die unterschiedlichen Bildwelten, gehen kompositorisch ineinander über und bilden eine eigenständige Bildwirklichkeit, die sich einer Technik der integrierten Bildmontage verdankt. »Mit dem Blick auf die neuen Arbeiten frage ich mich: Welche Merkmale von abgelichteten Objekten können von ihm überhaupt in seinen Lichtbildern wiedergegeben werden? Welche Gegenstandsbedeutungen haben die abgelichteten Objekte, die sich vor der Kamera befinden? Bei ‘Eniac’ (1985) ist diese Frage gar nicht mehr (eindeutig) zu beantworten, da nämlich ein Objekt-Wechsel stattgefunden hat: fotografische Mittel wurden zu Gegenständen, fotografische Aufnahmen selbst sind nun weiter verarbeitet worden. Welche Bildordnungen weisen die neuen Fotoarbeiten auf? Und wie wirkt die Fotografie, wie werden Fotografien gebraucht, benutzt oder verwendet?« (S. D. Sauerbier) Es sind diese Fragen, die Bonvies Fotoarbeiten aufwerfen, Fragen indes, die zugleich schon Antworten sind,…