Jens Rönnau
Carsten Höller
»Problemspiel«
Herbert Gerisch Stiftung, Neumünster, 19.6. – 23.10.2011
Einmal mehr erweist sich die historische Parkanlage mit der Jugendstilvilla der Herbert Gerisch Stiftung in Neumünster als ideales Terrain für vielschichtige Einzelausstellungen. In dem Park, 1925 von dem bekannten Gartenarchitekten Harry Maasz gestaltet, sind Skulpturen und Plastiken von Klassikern und der Avantgarde eingezogen – Anne und Patrick Poirier etwa, Mimmo Paladino, Olaf Nicolai, Brigitte Kowanz, Menashe Kadishman, Ian Hamilton Finlay, Bogomir Ecker oder Magdalena Abakanowicz. Henry Moore wurde hier gezeigt. Romuald Hazoumè, Mark Dion und Bjørn Melhus nutzten Garten und Gebäude für komplexe Ausstellungsprojekte. Nun ist Carsten Höller in Haus und Hof temporärer Gast, dessen Karriere nur eine Stadt weiter – in Kiel – begann.
Eine seiner Arbeiten aber wird fortan dauerhaft den Skulpturenpark bereichern: Es ist ein 3,5 Meter großer „Giant-Triple-Mushroom“ – ein Kunststoffobjekt, halb Fliegenpilz, dem je ein Viertel Speisemorchel und Violetter Rötelritterling anoperiert sind. Er wächst im „Märchenwald“, der schon von Maasz als Verschmelzung von Garten und Landschaft begriffen wurde – aus geordneter menschlicher Einmischung in die Natur also. So ist es eine der besten Ideen der Stiftung mit ihrem Kurator Martin Henatsch, hier Carsten Höller andocken zu lassen, der ursprünglich aus der Naturwissenschaft kommt und der jetzt ein erneutes Beispiel seiner ironisch-sarkastischen Installationen in Neumünster hinterlässt.
In der aktuellen Ausstellung locken zahlreiche spielerische Versuchungen: Ein junges Rentier aus grünem Kunststoff auf dem Perserteppich der Villa etwa. Kinderaugen leuchten, wenn sie das quietschbunte, pilzförmige Karussell auf der Wiese zwischen den Bäumen an der Brachenfelder Straße entdecken. Spielautos…