Christopher Williams
DIE SPRACHE DER WÄNDE
Ein Gespräch von Michael Stoeber
So diskret und zugleich so spektakulär wie Christopher Williams ist bisher noch kein Künstler hinter sein Werk zurückgetreten. Das Banner seiner Ausstellung in der hannoverschen Kestner Gesellschaft zeigte lediglich den Titel Normative Models und den Hinweis, dort die 547. Schau des Instituts zu sehen. Kein Künstlername, kein Bild! Die Konzentration auf die Sprache ist charakteristisch für die konzeptuelle Kunst des Amerikaners. Sein Thema in Hannover: die normative Kraft, nein, nicht des Faktischen, sondern Regeln setzender Modelle, eindrucksvoll abgehandelt an den Bedingungen des Ausstellungsbetriebs wie an Alltagsphänomenen. Williams, 1956 in Los Angeles geboren und von bedeutenden Konzeptkünstlern wie Michael Asher, John Baldessari und Douglas Huebler ausgebildet, zählt heute selbst zu den führenden Konzeptkünstlern seiner Generation. Seit 2008 ist er Professor für Fotografie an der Kunstakademie Düsseldorf. Aber die Fotografie ist für ihn kein Endzweck, sondern vielmehr Mittel zum Zweck. Er nutzt sie, um in prägnanten, nicht selten auch ironischen Bildern seine Kritik an der spätkapitalistischen Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen. Mit Michael Stoeber sprach Christopher Williams über seine hannoversche Ausstellung und die Produktionsund Rezeptionsbedingungen seiner Kunst.
Michael Stoeber: Herr Williams, ich möchte mit Ihnen über Ihre Kunst und Ihre Ausstellung in der Kestner Gesellschaft sprechen.
Christopher Williams: Dann lassen Sie uns doch direkt in die Ausstellung gehen.
Sehr gerne. (Treten in den ersten Ausstellungsraum ein)
Hier sehen Sie eine Ausstellungswand als Ausstellungsexponat. Sie stammt aus einer Ausstellung, die ich 2009 zusammen mit Mathias Poledna im Kunstverein Bonn hatte und in der…