Mika Rottenberg
MENSCH, MARX, MATERIE
Ein Gespräch von Anneli Botz
In den phantasievollen und oft surreal anmutenden Videowelten der in Argentinien geborenen und in Israel aufgewachsenen Künstlerin Mika Rottenberg geht es rauf und runter. Die Welt wird auf den Kopf gestellt und als kapitalistischer Konsumplanet entlarvt, in dem selbst Glück zur Ware wird. Dazwischen steht der Mensch mit seiner Selbsterfahrung, um die eigene Materie soll es gehen, um den Bezug von Körperlichkeit und Gesellschaft, um Räume, die uns spüren lassen, was Räume eigentlich sind – Begrenzungen. Ihre Videoarbeiten und Installationen spielen mit dem Prinzip von logischen Kettenreaktionen und entführen den Betrachter zugleich in abstrakte Paralleluniversen, die keinen Ausweg zulassen. Nun wurde Mika Rottenberg, die in New York lebt und arbeitet, mit dem Kurt-Schwitters-Preis ausgezeichnet, und steht damit in ehrenvoller Tradition nach Theaster Gates, Pierre Huyghe und Elaine Sturtevant. Im September zeigt sie zudem in Berlin.
Anneli Botz: Sie arbeiten immer wieder mit extremen Körpertypen. In Dough produziert ein Team an Frauen einen Teig, indem sie ihn durch die verschiedenen Etagen eines Hauses ziehen. Jede Frau bekleidet eine andere Aufgabe, und hat eine extreme Körperform, sie ist beispielsweise entweder sehr groß, oder sehr dick und sitzt in einem klaustrophobisch engen Raum. Ist es Ihnen manchmal unangenehm, die Menschen so bewusst zur Schau zu stellen und sie in direkten Kontext mit Klassenarbeit zu setzen?
Mika Rottenberg: Wenn es zum Beispiel um extreme Körpertypen geht, arbeite ich immer mit professionellen Darstellern zusammen. Diese Menschen bieten Ihre Körper quasi zur Miete an, sie sind in…