Denk ich an Deutschland in der Kunst
Zweimal Immendorf in Hamburg
Wem dank ich’s nach langem verdüstertem Darben?
Wem, als Dir, du mein Gast, und den ewigen Göttern
Die dir glaubenstreuem zu glorreicher Krönung
Deines Heldenruhms noch im Jahre der Heimkehr
Die ferne Fahrt nach Drontheim befahlen
Um die Niblungentochter aus Norweg zu holen.
(W. Jordan)
In Hamburg kursiert seit kurzem ein Pamphlet: Eine Art Photoroman, der den Titel “Dreigeteilt niemals” trägt und ganz unverblümt auf Jörg Immendorffzieh. Dessen Wende vom Polit-Künstler zum etablierten Maler, der sich heute in all den Stätten, die er einst mit den Giftpfeilen der Gesellschaftskritik bedachte, den Galerien und Museen, wie selbstverständlich bewegt, soll offenbar kritisiert werden. Die eher dürftige Comic-Story endet mit der schwarzen Silhouette eines dreigeteilten Deutschland (in den Grenzen von 1937), gerahmt von dem Slogan “Dreigeteilt niemals!”. Wie man hört, handelt es sich dabei um eine Anspielung auf ein Plakat der Nachkriegs-CDU, was wohl als Hinweis darauf zu verstehen ist, wo Immendorffs eigentliche politische Heimat zu suchen sei.
Schafft es Immendorff, der ’68 mit einem schwarzrot-goldenen Klotz am Bein vor dem Bundestag flanierte, was behördlicherseits als Verunglimpfung eines bundesrepublikanischen Hoheitszeichens verstanden wurde; der als LIDL-Künstler an Deutschlands Akademien für Unruhe sorgte; der seine Kollegen von der malenden Zunft immer wieder aufforderte, den Pinsel hinzulegen, um endlich (politisch) aktiv zu werden wie er, der Hauptschulkunsterzieher; der sich schließlich als Kandidat einer alternativen Liste aufstellen ließ, und der sich seit einigen Jahren nur noch der Kunst zu widmen scheint – schafft es Immendorff, das Ex-Enfant-terrible also immer noch, zu…