Stefan Szczesny
Edition Pfefferle, München (bis. 30 Dez.); Galerie Gugu Ernesto, Köln (bis 22. Dez.)
“Ich träume von einer Kunst des Gleichgewichts, der Reinheit, Ruhe, ohne beunruhigende und sich aufdrängende Gegenstände, von einer Kunst, die für jeden Geistesarbeiter, für jeden Geschäftsmann so gut wie für den Literaten ein Beruhigungsmittel ist, eine Erholung für das Gehirn, so etwas wie ein guter Lehnstuhl, in dem man sich von physischen Anstrengungen erholen kann.” Wie sein früherer Übervater Matisse strebt Stefan Szczesny nicht nur diesen harmonischentspannenden Zustand an, sondern ein Goldenes Zeitalter, ein Paradies ohne Schlange und Sündenfall. Das “Abenteuer seines Lebens” liest sich entsprechend beängstigend schön: ,,… ekstatische Liebe – zeitlose Schönheit – volltrunken von Märchen-Kindheitserinnerungen… – vielschichtige Synthese-Großstadtgetriebe-Rhythmus in der Hitze der Nacht Tagträume – Zärtlichkeit und Verzauberung-Malerei”. ,,Eine lebensbejahende (alle Widersprüche des Lebens eingeschlossene) Welt in Malerei realisieren.” “Wendekunst für den Wendekanzler” fällt mir ein (aus den Überlegungen von Uta Brandes im November-Kunstforum) und zugleich, ob man vielleicht so fortfahren sollte: keine eigenen Wörter finden für das Werk, sondern die offerierten Zitate benutzen. “Malerei kommt von Malerei”, sagt Szczesny. Das tat sie immer, nur nicht so offen wie heute, nur nicht so ungeniert wie bei Szczesny. Jetzt spreizen sich auch bei ihm die Schenkel der Nudes, überlagern sich die Images in transparenten Lagen. Es fehlt nicht die Grotta Azzurra, nicht Polkes diagrammatische Strichellinien, auch nicht das obligatorische Männer-Duschbild. Fast hätte ich Tintoretto vergessen. “Durchlauferhitzer” frotzelten die Kollegen. “Alles schon vorher im Werk angelegt”, kontert der Künstler. Doch erst jetzt, im schärferen Kölner Wind…