Ronald Berg
Der geteilte Himmel
»Die Sammlung. 1945 – 1968«
Neue Nationalgalerie, Berlin, 11.11.2011 – Frühjahr 2012
Die Kontraste sind hart: Willi Sittes Großformat „Leuna 1921“ mit streikenden Arbeitern, Polizei zu Pferd und Barrikaden einerseits und Rupprecht Geigers „Rot!“, nichts als eine glutrot pulsierende Farbfläche. Hier also der sinnlich-pralle Agitprop eines Kommunisten, dort die gegenstandlose Geistig und Gefühligkeit eines Eskapisten. Zwei Seiten des Himmels? So könnte es scheinen.
Beide Bilder flankieren den Eingang zur Ausstellung „Der geteilte Himmel“ in der Berliner Neuen Nationalgalerie. Nach „Moderne Zeiten“ folgt jetzt der zweite Teil einer Trilogie, mit dem der 2008 angetretene Direktor des Hauses, Udo Kittelmann, die eigene Sammlung neu formiert. Da Mies van der Rohes Museumsbau der ständigen Sammlung nur wenig Raum lässt, macht Kittelmann jetzt aus der Not eine Tugend und präsentiert die Kunst des 20. Jahrhunderts sukzessive als wären es jeweils Sonderausstellungen. Unter dem von Christa Wolfs Roman entliehenen Titel werden aktuell 133 Künstler aufgeboten. Der infrage stehende Zeitraum von 1945 bis 1968 steht im Zeichen des Kalten Krieges und des Ost-West-Gegensatzes. Das wird auch in der Kunst deutlich, zumal bei einer Institution, die es bis 1989 gleich zweimal gab, nämlich einmal im Westen und einmal im Osten. Schon die Tatsache, dass der Osten nur DDR-Kunst sammelte und der Westen sich der so genannten Weltkunst verschrieben hatte, zeigt dass hier nach der Wende zwei Sammlungen zusammen kamen, die eigentlich nicht zusammen passen wollen. Ein erster Versuch von 1994, Ostkunst im Kunsttempel des alten Westens zu zeigen, rief offenen Protest hervor.
Diesmal regt sich…