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Titel: Ironie · von Oliver Zybok · S. 194 - 201
Titel: Ironie , 2011

Anne-Julie Raccoursier
Ironie ist Einstellungssache.

Ein Gespräch mit Oliver Zybok

In ihrer Arbeit fokussiert Anne-Julie Raccoursier den Blick auf gesellschaftsrelevante Fragestellungen der Gegenwart, zum Beispiel auf Themen der Geschlechterdifferenz, Identität oder der Kultur der Selbstdarstellung einschließlich ihrer anthropologisch manifestierten Rituale. Obwohl sie ihre Videos und Fotografien nicht manipuliert, handelt es sich um keine dokumentarische Kunst. Raccoursier ist eine genaue Beobachterin unserer Zeit, mit einem Gespür für absurde Momente und Begebenheiten. Die in Genf und Lausanne lebende Künstlerin studierte zunächst an der Ecole Supérieure d’Art Visuel in Genf und im Anschluss daran beendete sie ihr Studium mit einem Master of Fine Arts in Critical Studies am California Institute of the Arts in Los Angeles.

***

Oliver Zybok: In jüngster Zeit hört man vermehrt Stimmen, die von einem postironischen Zeitalter sprechen. „Die Waffen der Ironie sind stumpf geworden,“ heißt es da zum Beispiel. Derartige Aussagen scheinen die Ironie lediglich im postmodernen Klamauk zu verorten. Hinsichtlich Deiner Arbeiten wird vereinzelt behauptet, Du seiest „nie ironisch“. Das Video Noodl-ing (2006) aber thematisiert meiner Meinung nach den Aspekt der Ironie par excellence, wenn zum Teil auch in einer beängstigenden Art und Weise. Es sind Männer während eines Luftgitarren-Wettbewerbs im finnischen Oulu zu sehen. Sie versuchen, in ihrer äußeren Erscheinung und in der Imitation von Mimik und Gesten ihren Rockidolen so ähnlich wie möglich zu sein. Dabei scheinen sie ihre eigene Identität aufzugeben. Welche Bedeutung würdest Du in Deinem Werk dem Aspekt des Ironischen beimessen?

ANNE-JULIE RACCOURSIER: Ich denke, es ist immer schwierig für einen Künstler, zu definieren, was genau an…


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