Ironie
herausgegeben von Oliver Zybok und Ludwig Seyfarth
Dem römischen Redner Quintilian wird eine der ersten allgemeinen Definitionen von Ironie zugeschrieben: das Gegenteil von dem sagen, was es bedeuten soll. Bereits fünfhundert Jahre zuvor führte Sokrates, der Ahnherr der Ironie, die ironische Rede ein. Sie wurde von Beginn an als eine Strategie der Doppelbödigkeit eingesetzt. Nach Ansicht der britischen Literaturwissenschaftlerin Claire Colebrook besaß Sokrates die Fähigkeit, gewohnte alltägliche Werte und Erfahrungsmuster nicht zu akzeptieren und in einem Zustand der ständigen Infragestellung zu leben. In seinem Essay „Postmodernismus, Ironie und Vergnügen“ übertrug Umberto Eco 1983 die rhetorische Seite des Ironie-Begriffs auf die damalige postmoderne Gegenwart: „Die […] Antwort auf die Moderne besteht in der Einsicht, dass die Vergangenheit, nachdem sie nun einmal nicht zerstört werden kann, da ihre Zerstörung zum Schweigen führt, auf neue Weise ins Auge gefasst werden muss: mit Ironie, ohne Unschuld.“ Die seit einigen Jahren geübte Kritik am Ironischen gründet vor allem in ihrer Reduzierung auf Polemik und belanglosen Humor in jener Zeit, in der nur allzu oft lediglich ein Schenkelklopfen als Resultat übrig blieb.
Der Kunstforumsband Ironie untersucht aus historischer, philosophischer und künstlerischer Sicht die vielfältigen ästhetischen Tendenzen zum Thema. Dabei werden inhaltliche Übereinstimmungen zu artverwandten Ästhetiken, wie Humor, Karikatur, Groteske und Satire aufgeführt. Der vorliegende Band kann durchaus als Fortsetzung und aktualisierte Bestandsaufnahme der beiden Kunstforumsausgaben Nr. 162 und 163 (Kunst und Humor) verstanden werden. Im ersten Beitrag bietet OLIVER ZYBOK zunächst einen allgemein theoretischen wie kurzen kunsthistorischen Überblick zum Thema, bevor abschließend die Bedeutung der Ironie für zeitgenössische…