Oliver Zybok
Kein Ende der Ironie
Kunst und Ironie, Ironie in der Kunst, ironische Kunst: All diese Themenfelder spielen eine Rolle sowohl in der klassischen Kunstgeschichte als auch in der Betrachtung der zeitgenössischen Kunst. Dabei werden diese Begriffe häufig höchst unterschiedlich besetzt oder auch unscharf verwendet. Im Folgenden soll zunächst in einem historischen Exkurs dem Begriff des Ironischen in Philosophie und Ästhetik auf den Grund gegangen werden, bevor Beispiele aus der Kunst und ihre Beziehung zum Ironischen untersucht werden. Insbesondere sollen dabei die positiven und negativen Seiten der Ironie eine Rolle spielen und nach der Bedeutung der Ironie für zeitgenössische Künstler gefragt werden. Inwieweit kann wirklich vom stellenweise aufgerufenen Ende der Ironie beziehungsweise einer postironischen Kunst die Rede sein?
Mit dem Begriff der Ironie war bis zum 18. Jahrhundert ein rhetorischer Tropus gemeint, eine Redewendung, die einen Unterschied zwischen dem Formulierten und dem Intendierten ausdrückte. Vor allem durch Karl Wilhelm Friedrich von Schlegel (1772–1829) erreichte er in der Romantik eine philosophische Dimension. Dieser sah in der Ironie in erster Linie ein philosophisches Phänomen, weniger ein künstlerisches beziehungsweise literarisches: »Die Philosophie ist die eigentliche Heimat der Ironie, welche man logische Schönheit definieren möchte: denn überall wo in mündlichen oder geschriebenen Gesprächen, und nur nicht ganz systematisch philosophiert wird, soll man Ironie leisten und fördern […].«1 Schlegels Ironiekonzept basiert auf einem philosophischen Vorbild, der Sokratischen Ironie, die seit jeher als Inbegriff des Ironischen galt. Sie repräsentiert vor allem eine Art des philosophischen Fragens, der die Methode der dialogischen Bemühung um die Erarbeitung eines selbstständigen…