Sarah Morris
Malerei funktioniert immer als Propaganda
Ein Gespräch von Ronald Berg.
Sarah Morris’ Malereien hätten wohl schwerlich ohne die Erfahrung solcher Städte wie New York entstehen können. Sarah Morris ist eine Bewohnerin der Großstadt und ihre frühen Gemälde adaptieren die Strukturen von deren Rasterfassaden unter Titeln wie „Chase Bank“, „Revlon Corp.“ usw. Aber nicht nur bei den mit dem Computer konstruierten und durch Assistenten ausgeführten Gemälden auch im Film hat sie solche Strukturen eingefangen. Viele der neueren Leinwandarbeiten von Sarah Morris sehen dagegen eher aus wie Reklame in eigener Sache. Thema sind ihre eigenen Initialen. Beim letzten Gallery Weekend in Berlin war sie tatsächlich der große Star. „Chicago“, ihr jüngstes, 70minütiges Movie, hatte Weltpremiere im vollbesetzten Kino Babylon. Er zeigte Großstadt-Impressionen zusammengehalten durch die repetitive Musik von Ehemann und Künstlerkollegen Liam Gillick. Ihre Bilder, ob Malerei oder Film, scheinen wie die darin enthaltenen Spiegelfassaden der Großstädte als Bedeutung immer nur wiederzugeben, wie man selbst hineinschaut. Was sieht Sarah Morris selbst darin? Wie sieht sie die Kunst und ihre Arbeit?
Ronald Berg: Hatten Sie eigentlich schon irgendwelche Erfahrungen mit großen Städten, Spiegelglasfassaden und Hochhäusern während Ihrer Kindheit und Jugend?
Sarah Morris: Nein, ich bin in einer typischen amerikanischen Vorstadt aufgewachsen. Komisch, ich habe neulich erst etwas von Richard Prince gelesen, wo er beschreibt, daß er als Kind immer die Streifen betrachtet hat, die beim Rasenmähen entstehen. Ich habe eigentlich das Gleiche gemacht, ich habe zugesehen, wie in Suburbia der Rasen gemäht wurde. In “Point on a Line” sieht man, daß Philip Johnson…