Ming Wong
Ohne Ironie kein Künstler
Ein Gespräch mit Oliver Zybok
Die Auseinandersetzung des 1971 in Singapur geborenen Künstlers Ming Wong ist durch ein subtiles Spiel mit Identität und Interkulturalität gekennzeichnet. Einem größeren internationalen Publikum wurde er erstmals 2009 mit seiner Präsentation Life of Imitation im Pavillon seines Heimatlandes auf der Biennale in Venedig bekannt, für die er von der Jury mit einer lobenden Erwähnung bedacht worden ist. In seiner Arbeit reflektiert Ming Wong auch die Rolle des Künstlers und ihre Bedeutung in kulturpolitischen Diskursen. Nach seinem Studium in London lebt er seit 2007 in Berlin. Ming Wong bezeichnet sich als „guestartworker“ und verweist mit diesem ironischen Wortkonstrukt auf die hohe Präsenz ausländischer Künstler in Berlin, die von der Stadt immer mehr als wichtiger Marketing-Faktor eingesetzt werden.
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Oliver Zybok: Du bist in Singapur geboren, hast Ende der 1990er Jahre an der Slade School of Art in London studiert und lebst seit 2007, nachdem Du für ein Jahr ein Stipendium im Künstlerhaus Bethanien erhalten hast, in Berlin. Durch Deine zahlreichen internationalen Projekte begegnest Du unterschiedlichen Kulturen. Gibt es nach Deiner Einschätzung, je nach kulturellem Einfluss, verschiedene Definitionen des Ironischen bzw. unterschiedliche Umgangsformen mit der Ironie?
MING WONG: Da ich in Singapur aufgewachsen bin, wo viele Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenleben, dass fast jede menschliche Interaktion einen interkulturellen Austausch darstellt, sind meine Sinne geschärft für erfolgreiche und erfolglose Verständigung, mit oder ohne Worte, und dafür, wie unterschiedlich jede Interaktion gelesen werden kann. Natürlich entwickelt man so auch einen besonderen Sinn für Ironie in allen Lebenslagen, für…