Magdalena Kröner
Der Raum des Vergessens, der Raum der Versprechen
Shanghai als Matrix kultureller Produktion
“Sollte man dem Verlust der Aura, des Ortes, des Ursprungs, des auratisierenden “Hier und jetzt” nachtrauern? Oder kündigt sich durch den vielfachen Verlust hindurch ein neues, auraloses Hier und Jetzt an, das doch einen eigenen Glanz hätte, ein hyperkulturelles Hiersein, das mit dem Überallsein zusammenfällt?”
Byung-Chul Han
Auf der 6. Shanghai Biennale zeigte der Künstler Liu Jian Hua eine große Installation: einen Raum voll blinkendem, ratterndem, dudelndem Elektronikschrott, der sich aus einem Überseecontainer in den Raum zu ergießen schien.
Längst bestimmen chinesische Produkte den westlichen Alltag: von Kleidung über Gebrauchsgegenstände bis zur die Kamera und Handy Made in China. Die Wahrnehmung einer umfassenden Hegemonie des chinesischen Exportes von Konsumgütern ist längst kaum mehr aus einem europäischen – oder besser: westlichen – Alltag wegzudenken, doch sind es daneben zunehmend die Spuren chinesischer Kultur, die nach Europa schwappen und dort mit großem Interesse als Teil einer eigenständigen, wenn auch häufig fremdartigen kulturellen Identität wahrgenommen werden. Nach dem Film erlebt gerade die bildende Kunst aus China einen beispiellosen Boom im Westen, der sich nicht zuletzt in einem explodierenden Markt für chinesische Kunst und Rekordpreisen auf internationalen Auktionen spiegelt.
Was früher stets als Kopie der Westkunst wahrgenommen wurde, wird mehr und mehr in den Rang relevanter künstlerischer Aussagen erhoben. Nach wie vor scheinen jedoch im westlichen Blick alte und neue Exotismen im Westen rasch zur Hand, mit denen man den Entwicklungen in China beizukommen sucht: vom “Reich der Mitte ist die Rede”, das zwischen “Paris…