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Titel: Shanghai - Die Erfindung der Zukunft · von Susanne Messmer · S. 168 - 177
Titel: Shanghai - Die Erfindung der Zukunft , 2006

Susanne Messmer
Im Dschungel von Shanghai Babylon

Das Bild Shanghais in der chinesischen Literatur von den Dreißiger Jahren bis heute

Männer verschiedener Nationen hatten einen gleichen Traum, sie sahen eine Frau nachts durch eine unbekannte Stadt laufen, sie sahen sie von hinten mit langem Haar, und sie war nackt. Sie verfolgten sie im Traum. Beim Hin und Her verlor sie ein jeder. Nach dem Traum begaben sie sich auf die Suche nach jener Stadt; sie fanden sie nicht, doch sie fanden einander; und sie beschlossen, eine Stadt wie im Traum zu bauen.” So erzählt es Italo Calvino in seinem Buch “Die unsichtbaren Städte”. Er erklärt damit, wie es zur Gründung der Stadt Zobeide kommt. Wie der Stein gewordene Traum der Männer die Abwesenheit der Frau beschreibt, die Produktion der Frau als Text. Er schildert, wie seit der Literatur der Moderne die Stadt beschrieben wird: Als Männer verschlingender Moloch voll dunkler, wirrer Gassen, voll von Menschenmassen, in denen sich das rationale Ich auflöst. Die Stadt ist weiblich, sie ist die Männer fressende “Hure Babylon”, ohne dass in ihr wirkliche Frauen lebten.

Die Stadt als Frau ohne Frauen: Mian Mian und Wei Hui, die schreibenden Schönheiten

Liest man die zeitgenössische Literatur aus und über Shanghai, die es derzeit nach Europa schafft, dann scheint es, als hätte sich nicht viel getan. Ihre Hauptprotagonistinnen Wei Hui und Mian Mian knüpfen direkt an die europäische Literatur der Moderne und ihre Symbolisierung der Stadt an wie an einen Topos, der längst zum populären Mythos geworden ist. An einen Mythos, der…


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