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Ausstellungen: Berlin · von Hermann Pfütze · S. 308 - 309
Ausstellungen: Berlin , 2006

Hermann Pfütze
Hannah Arendt Denkraum

Ehemalige jüdische Mädchenschule, Berlin-Mitte, 14.10. – 19.11.2006

Die ehemalige jüdische Mädchenschule mit ihrer dunklen, verschlossenen Klinkerfassade stand lange abweisend und wenig kunstfreundlich zwischen den Galerien der Auguststraße. Sie gehört seit 1996 wieder der Jüdischen Gemeinde und ist von ihrer Geschichte nicht zu trennen. Auf dem Hof nebenan trieben die Nazis seit 1939 Juden für den Abtransport zusammen und schlossen die Schule 1942. In den 50er Jahren wieder eingerichtet als “Bert-Brecht-Oberschule” und 1992 wegen Schülermangel geschlossen, trägt das Gebäude deutliche Spuren der Verwahrlosung vom Ende der DDR. Es wurde erst wieder attraktiv im Frühjahr 2006 als Ort der 4. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst und jetzt als “Hannah Arendt Denkraum”.

Der Politologe Wolfgang Heuer und der Publizist Sebastian Hefti hatten die kühne Idee, bildende Künstler aufzufordern, Arendts Denkbilder und Bildsprache zu ihrem 100sten Geburtstag am 14. Oktober 2006 in einer Ausstellung zu thematisieren. Das ist ihnen, mit den Kunst-Kuratoren Katharina Kaiser und Peter Funken und dem Ausstellungsgestalter Thorsten Streichardt beeindruckend gelungen. In der Ausstellung dominiert zwar Hannah Arendt und das Publikum kommt primär ihretwegen. Man kann Interviews mit ihr und Lesungen aus ihren Büchern hören und sehen, ihre Werke liegen zur Lektüre aus und die meisten der zwölf Künstlerinnen und Künstler beziehen deutsche und englische Arendt-Zitate in ihre Arbeiten ein. Dennoch ist es eine Kunstausstellung.

In den großen Video-Installationen von Judith Siegmund und von Sebastian Hefti/Susanne Hofer/Katrin Oettli sind lesende, sprechende, denkende Menschen zu sehen, die sich, mit Arendts Wort, darin gleichen, daß sie sich nicht gleichschalten…


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